Das Ende von Corona?
Sich mit Freunden treffen, am Wochenende Veranstaltungen besuchen, im Verein proben und auftreten, shoppen, einen anderen Menschen umarmen, all das sind Wünsche, die wir alle wohl haben. Wie schön wäre es, wenn das Corona-Virus nach diesen Wochen der Einschränkungen nun einfach verschwinden würde. Dem wird aber nicht so sein. Ich bin ehrlich: Ich kann mir heute nicht mehr vorstellen, wie ich vor vier Wochen auf die ganzen Ereignisse rund um Corona geschaut habe. Ich kann mir aber ebenso wenig vorstellen, wie ich in vier Wochen oder in vier Monaten darauf schauen werde. Das Virus ist nicht nur gefährlich, sondern auch unberechenbar.
Doch wir sind nicht die Ersten, die durch Viren auf die Probe gestellt werden. Von der „Spanischen Grippe“ (1919/1920) haben wohl die meisten aus der Presse gehört. Fragt mal eure Großeltern, ob sie sich an die Kinderlähmungen in den 1950er Jahren in unseren Dörfern erinnern? Oder an den Ausbruch der Pocken 1962 in Lammersdorf (Kreis Monschau), weshalb damals die Grenzen geschlossen und auch Veranstaltungen in Ostbelgien abgesagt wurden? Oder der Hong-Kong-Grippe 1968 mit einer Million Toten weltweit, rund 50.000 in Deutschland – vor allem Kindern? Oder an Aids (mit geschätzt 32 Millionen Toten seit 1982)? Noch vor hundert Jahren waren zudem Masern, Wasserpocken, Grippe oder gar Blinddarm wegen einer in vielen Bereichen unzureichenden Gesundheitsversorgung oft tödlich.
Sicherheit vor diesem Virus wird es für uns weder 2020 noch 2021 geben. Der Blick in die Vergangenheit kann aber helfen, die Gefahr zu relativieren und zu erfahren, dass die Menschen schon immer Strategien fanden, mit Herausforderungen umzugehen, die nicht beherrschbar sind. Die letzten zwei Monate haben gezeigt: Auch unsere Gesellschaft wird das schaffen.
Carlo Lejeune
Zentrum für Ostbelgische Geschichte