Wenn wir mittags im Ratskeller sitzen, steht sie gerade für die Schule auf. Emma Vliegen (16) lebt eigentlich in der Schweiz, doch wohnt sie seit August bei einer Gastfamilie in Kolumbien und geht dort jetzt ein ganzes Jahr zur Schule.
Ende August ist Emma 14 Stunden geflogen, um ein Auslandsjahr zu machen. Organisiert und finanziell unterstützt wird das Ganze von der internationalen Wohltätigkeitsorganisation Rotary, die unter anderem ein Austauschprogramm begleitet. Dabei handelt es sich um einen direkten Austausch. Während Emma also in Kolumbien ist, wohnt ein Kind aus einem anderen Land bei ihr zu Hause in der Schweiz. Um dort teilnehmen zu können, muss man zwischen 16 und 18 Jahren alt sein und sich ein Jahr vorher dazu einschreiben. Wenn man dann angenommen wird, muss man sich für vier Länder entscheiden, da pro Land nur eine begrenzte Zahl an Plätzen zur Verfügung steht, und es nicht sicher ist, dass man in seinem Wunschland aufgenommen wird. Emma hatte sich für die Länder USA, Kolumbien, und da sie zwei aus Europa auswählen musste, Norwegen und Frankreich entschieden. In Kolumbien hat sie dann einen Platz bei ihrer Gastfamilie bekommen, bei der sie nun für 3,5 Monate bleibt. Sie verbringt das ganze Jahr auf derselben Schule, im selben Ort, wechselt aber zweimal die Gastfamilie.
Bis jetzt meint Emma, sie sei sehr glücklich dort und unglaublich dankbar für diese Chance, an so einem Projekt teilnehmen zu dürfen, es sei allerdings auch oft eine ziemliche Herausforderung. In Kolumbien spricht man nämlich Spanisch, was sie bisher nicht in ihrer Schule gelernt hat. In den Sommerferien hat sie mit Babble versucht, einige Wörter zu lernen. Vor allem ist die Schule daher sehr anstrengend für sie. Allgemein ist die Verständigung schwer, weil viele in ihrem Alter auch noch nicht so gutes Englisch reden. Sie findet das allerdings nicht so schlimm, weil die Menschen dort total offen seien und auf sie zu kämen. Sie wäre auch schon oft eingeladen worden von Leuten aus ihrer Schule, um sich mit ihnen zu treffen und habe deswegen schon viele neue Menschen kennengelernt. Außerdem finden manchmal auch Aktionen statt, wo alle Austauschschüler der Organisation in Kolumbien zusammenkommen, wo sie dann auch deutschsprachige Leute trifft. Kolumbien ist aber nicht nur wegen der Sprache eine krasse Umstellung, sondern auch wegen der hohen Kriminalitätsrate, die dort herrscht. Sie dürfte deswegen niemals abends allein rausgehen. Über das Klima und die Zeitumstellung beschwert Emma sich nicht. Die Temperaturen sind dort nämlich das ganze Jahr über gleich und die Zeit ist 7 Stunden hinter unserer. Sie meint, sie hätte sich schnell daran gewöhnt.
Auch wenn es anfangs alles sehr ungewohnt gewesen sei, würde sie jedem empfehlen, auch ein Auslandsjahr zu machen. Also falls ihr Lust darauf habt, ein neues Land kennenzulernen und euch weiterzuentwickeln, dann traut euch einfach und macht denselben Schritt. Es gibt einige Organisationen, die einen Austausch anbieten und wenn einem ein ganzes Jahr zu lange ist, kann man dasselbe auch nur für ein paar Monate machen.
Tabea 5.A