Walter Heyen ist bei seiner „ersten Liebe“ geblieben.
 

 
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Das Ehrenamt an BS und TI
 
 
 
BS-Seelsorger und Ameler Kaplan ist 60 – Wir gratulieren



von Lothar Klinges, (Abi 1978 an der BS),
Pfarrer von Weywertz-Bütgenbach, freier Mitarbeiter Grenz-Echo und Aachener Kirchenzeitung


Sein Wohnzimmer im „Weißen Haus“ an der Bischöflichen Schule St.Vith (BS) ist vielen jungen und weniger jungen Menschen aus der Eifel und darüber hinaus bekannt. Hier schenkt er vielen Menschen ein offenes Ohr, nimmt sich Zeit, viel Zeit. Wer mit ihm spricht, hat den Eindruck, dass er alle Zeit der Welt hat.
Von Anfang an war es dem Priester Walter Heyen wichtig, möglichst nahe bei den Menschen zu sein. „Das war in den ersten Jahren, als ich noch ganztags in der Schule tätig war, mehr möglich als jetzt.“  Manche bis heute sehr gute Beziehungen zu ehemaligen Schülern kommen aus dieser Zeit, in der diese Jugendlichen -  die inzwischen Erwachsene geworden sind - gespürt haben, „da ist etwas miteinander gelebt und erlebt worden“.
 
Mit etwas Wehmut schaut er auf diese Anfangsjahre seiner priesterlichen Tätigkeit an der „BS“ zurück. „Damals kannte ich die rund 1000 Schüler und Lehrpersonen nicht nur alle mit Namen, ich kannte auch ihre Adressen und Telefonnummern“. Seitdem er seine Zeit an „seiner“ Schule mit dem großen Pfarrverband Amel teilt, „ist dies nicht mehr so ganz möglich“, gibt er sich bescheiden. „Ähnliche Probleme kennen aber auch die Pfarrpriester, da unsere Pfarren immer größer werden und die Zeit für das persönliche Gespräch oft zu kurz kommt“.  

Mit 11 Jahren kam er als Kind zur Bischöflichen Schule nach St. Vith und hat sie mit Ausnahme seines sechsjährigen Priesterstudiums nicht mehr verlassen. Als Kind und Jugendlicher ist ihm die Schule mit den vielen jungen Menschen, die hier ein und aus gehen, „ans Herz gewachsen“.  Er ist bei seiner „ersten Liebe“ geblieben. „Schon als Schüler habe ich mich in der BS sehr wohl gefühlt und habe dort Lehrpersonen (Priester und Laien) kennen gelernt, die mir enorm viel mitgegeben haben, sowohl vom Schulischen als auch vom Menschlichen und Christlichen. Ich habe ein Riesenglück gehabt.“ Sogar während seiner Studienzeit half er regelmäßig während den Sommerferien bei der Organisation und Vorbereitung des neuen Schuljahres aus. Den obligatorischen Militärdienst konnte er bereits nach einigen Tagen in der Kaserne Gent beenden, „weil sich ein Nierenstein auf höchst unangenehme Art bemerkbar machte“.  Auch der damalige Bischof Wilhelm-Maria van Zuylen spürte sehr deutlich, wie sehr der junge Priester mit der „BS“ verwoben war, und ernannte ihn  zum Seelsorger, Religionslehrer und Erzieher an BS und TI St.Vith sowie zum „Wochenendkaplan“ in die Pfarre Amel.
 
Echte menschliche Kontakte sind ihm bis zum heutigen Tag wichtig. Und es sind nicht nur „flüchtige“ Begegnungen, die er damit meint, sondern die „nachhaltigen“, die Menschen leben und aufleben lassen.  

Mit dem fast 60-jährigen Priester führten wir ein ausführliches Interview, das wir hier auszugsweise wiedergeben.


Was begeistert Sie an Ihrem Priestersein? Was macht Sie jeden Tag froh?
Jeden Tag mit Menschen zusammen zu sein und ihr Leben teilen zu können, ob in der Schule oder im Pfarrverband. Und es sind immer wieder „neue“, eigentlich „einmalige“ Situationen. Ich bin immer wieder beeindruckt von dem Vertrauen, das mir in Gesprächen entgegengebracht wird.

Welches war Ihre bisher schönste Zeit und warum?
Es waren eindeutig die ersten Jahre als Priester, als ich noch ganztags in der Schule als Religionslehrer und Erzieher tätig war und das Internat noch im Schulgebäude war. Ich konnte wirklich mit den Schülern leben und mich die ganze Woche über auf diesen Bereich konzentrieren.  Am Wochenende war ich dann in der Pfarre tätig, was mir auch gut getan hat, weil es „eine ganz andere Tätigkeit“ war.

Welche schwierigen Momente haben Sie bisher in Ihrem Priesterleben durchzustehen gehabt?
Eine schwierige Phase war zweifellos das Jahr, als Dechant Albert Backes im Oktober 2002 infolge eines Schlaganfalls in Amel ausfiel und man noch nicht wusste, wo es hingehen würde. Damals habe ich zusätzlich zu meiner Arbeit in der Schule, die Arbeit im ganzen Pfarrverband übernommen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es eindeutig zu viel war. Es war eine schwierige Zeit, nicht zuletzt auch deshalb, weil ich die Anfrage des Bischofs auf mich zukommen sah, den Pfarrverband Amel zu übernehmen, und ich mit mir selber hart gerungen habe.

Weit über die Ameler Pfarrgrenzen hinaus sind Sie als Traupriester sehr geschätzt. Worauf führen Sie das zurück?
Ich denke, dass es damit zusammenhängt, dass ich durch die Arbeit in der Schule  enge Kontakte mit jungen Menschen habe. Die Paare, die ich begleitet und getraut habe, sind fast immer Paare, wo zumindest einer der beiden Partner ein BS-Schüler oder Leiter des Jugendlagers war, das ich seit nunmehr 40 Jahren in der Hauptverantwortung leite. Ich habe das Glück gehabt, im Laufe vieler Jahre eine gute Beziehung zu vielen jungen Menschen aufbauen zu können. Nicht wenige ehemalige Schüler melden sich zurück, wenn sie irgendwo der Schuh drückt oder weil sie auf der religiösen Suche sind.  Das ist für mich ein gutes und ermutigendes Zeichen. Manche sehr intensive Vertrauens-Beziehungen sind sogar dadurch entstanden, dass ein Schüler negativ aufgefallen war und  zur Rede gestellt wurde...

Was gefällt Ihnen an sich besonders und was mögen Sie an sich gar nicht?
Was mir an mir gefällt ist, dass ich keine Angst vor der Arbeit habe und dass ich ziemlich gut organisieren kann. Was mir an mir nicht gefällt ist, dass ich mir über verschiedene Dinge zu viele Sorgen mache, auch dort wo ich nicht direkt betroffen bin oder nicht in der direkten Verantwortung stehe.
 
Seit 1974 unterrichten Sie das Fach Religion an der BS. Sie gehören zu den wenigen Priestern, die noch im Unterrichtswesen tätig sind. Ist es heutzutage nicht schwierig jungen Menschen dieses Fach zu unterrichten?
Ich habe immer nur das Fach Religion unterrichtet. Die Mentalität für den Religionsunterricht hat sich in den 35 Jahren verändert. Jede dieser Perioden hatte ihre schönen und schwierigen Seiten.  Die Schüler sind immer Kinder ihrer Zeit. Es gab Phasen mit „Revoluzzer-Typen“ und auch mit uninteressierten, gleichgültigen  Schülern. Es gab aber auch zu jeder Zeit interessierte und aufgeschlossene Schüler. Ich spüre auch jetzt, dass viele junge Menschen auf der Suche sind, selbst wenn sie es in einer Schulklasse nicht unbedingt vor anderen zugeben können. Das kommt auch daher, dass wir in einer Gesellschaft leben, wo man meint, man müsse alles bis zum Letzten rechtfertigen.  Die grundsätzliche Aufgeschlossenheit des jungen Menschen und die Tatsache, dass ich im Nachhinein merke, dass doch manches  „hängen geblieben“ ist, macht mich immer noch froh, dieses Fach zu unterrichten.  Im Unterrichtswesen darf man nicht kurzfristige Resultate erwarten - und sicherlich nicht im Religionsunterricht. Wenn wir es schaffen, den jungen Menschen für diesen Bereich zu öffnen, haben wir schon viel erreicht.
 
Ist die BS ihre „Heimat“ oder der Pfarrverband Amel?
Ich  beantworte diese Frage nicht mit „oder“. Tatsache ist, dass ich durch die langjährige Ganztagsstelle an BS / TI und im angegliederten Jungeninternat dort intensiver gelebt habe, vor allem auch, weil ich im Schul- und Internatsgebäude bzw. nachher im angrenzenden Priesterhaus gewohnt habe bzw.  wohne. In den 16 ersten Priesterjahren war ich ja ausschließlich am Wochenende in der Pfarre tätig, und danach auch nur halbtags.  Die Pfarrarbeit bereitet mir aber genauso viel Freude.

Warum hatten Sie nie den Wunsch, Pastor in einer Pfarre zu werden?
Zu Beginn war es eindeutig eine Frage des Alters. Mit 24 Jahren fühlte ich mich einfach zu jung, als Kaplan in einer Pfarre zu arbeiten, weil man in einer Pfarre doch eher mit Erwachsenen zu tun hat. Als nach dem Ausscheiden von Pastor Albert Backes die Anfrage kam, den Pfarrverband  Amel zu übernehmen, habe ich mir die Sache gut überlegt. Ich fühlte mich aber in diesem Augenblick nicht imstande, die Pfarre als hauptverantwortlicher Pastor  zu übernehmen.

Worauf möchten Sie in den nächsten Jahren großen Wert legen?
Ich möchte auch in Zukunft versuchen, junge und erwachsene Menschen auf den Reichtum und die Chance des christlichen Glaubens hinweisen. Für mich persönlich hoffe ich, dass ich in Zukunft etwas langsamer treten darf. Einer meiner Amtskollegen meinte, dass man mit 60 Jahren keine Gewissensbisse mehr zu haben braucht, wenn man etwas weniger arbeitet.
 
Wovor haben Sie Angst?
Ich habe keine direkte Angst, aber die Sorge, den Anforderungen irgendwann nicht mehr gewachsen zu sein: zunehmendes Alter und stets sinkende Anzahl  Priester. Auch mache ich mir Sorgen um die Zukunft der Christengemeinden : wie können wir die Menschen unserer Gemeinden „schulen“ und „begleiten“, damit es lebendige und aufbauende Gemeinden werden, sind, bleiben, wenn noch weniger Priester da sind?

Worauf freuen Sie sich?
Ich freue mich eigentlich auf jeden Tag. Wenn ich das Pensionsalter erreichen sollte, hoffe ich, dass ich dann etwas mehr Zeit für mich habe. Sollte die Gesundheit mitspielen, werde ich mit der Pensionierung sicherlich nicht Hammer und Nagel fallen lassen.  Mit 65 Jahren muss man im Unterrichtswesen aufhören, in der Pfarre kann man es tun. Aber selbst nach meiner Pensionierung  werde ich mich voraussichtlich nicht ganz aus der Seelsorge zurückziehen.

Was ist Ihr Lieblingsort?
Einerseits ist es meine Wohnung, wo ich mich wohl fühle, ob ich alleine bin - was selten der Fall ist - oder Menschen bei mir zu Gast sind.  Aber auch die Kapelle in der BS ist für mich ein solcher „Wohlfühlort“.
 
Ihre aufregendste Bibelstelle?
Die Emmausgeschichte im Lukasevangelium hat mir von Anfang an zugesagt, vor allem nach einer Exerzitienwoche, die wir während unserer Seminarzeit hatten.  Diesen Text benutze ich gerne bei Gesprächen mit jungen Leuten: Während des Miteinander-Unterwegsseins verändert sich etwas, ohne dass man es direkt merkt, und im Nachhinein gehen einem die Augen auf, wie bei den Emmaus-Jüngern.
 
Und Ihr „Herzens“- Gebet?
Im Vaterunser steckt enorm viel, wenn es auch nicht das einzige Gebet ist, das ich schätze.
 
Was war Ihr schönstes Gottesdiensterlebnis?
Zum einen war es die Priesterweihe und die beiden Primizmessen in der Heimatpfarre Heppenbach und in der Praktikumspfarre Amel. Die Messe zum 25-jährigen Priesterjubiläum in Heppenbach bleibt mir auch in steter Erinnerung.  Die Atmosphäre beim Abschlussgottesdienst des Münchener Katholikentages im Olympiastadion mit 150.000 Leuten ist mir unter die Haut gegangen. Seitdem kann ich gut verstehen, warum Sportbegeisterte bereit sind, teure Eintrittskarten für eine Sportveranstaltung zu kaufen.
 
Wenn Sie nicht Priester geworden wären, was dann?
Ich wäre dann wahrscheinlich Lehrer in Deutsch-Englisch geworden oder hätte eine Aufgabe in der Verwaltung übernommen, allerdings eine Arbeitsstelle mit direktem „Kundenkontakt“.
 
Zum Schluss noch die Frage: Sie gelten als wandelndes Telefonbuch
Das ist wohl erblich bedingt. Mein Vater schon hatte ein sehr gutes Gedächtnis. Er kannte fast alle Namen und Geburtsdaten der Einwohner der Alt-Gemeinde Heppenbach, als er noch in der Gemeindeverwaltung tätig war.  Ich brauche mich auch gar nicht anzustrengen. Ich habe ein ziemlich gutes Zahlengedächtnis, muss aber zugeben, dass ich nicht mehr so viele Telefonnummern kenne wie früher, da man sie heute oft nicht mehr sieht. Man hat die Namen gespeichert und sieht die Nummer nicht mehr.  Heute drückt man die Repeat-Taste und muss die Nummer nicht immer wieder neuwählen.

Zur Person: Religionslehrer und Kaplan

Walter Heyen wurde am 4. Februar 1950 als Ältestes von vier Kindern im damaligen Ameler Vinzenzhaus geboren. Er hat drei verheiratete Schwestern und sieben Neffen und Nichten. Sein Vater war in der Gemeindeverwaltung der Altgemeinde Heppenbach tätig und führte mit seiner Frau eine kleine Landwirtschaft. Nach fünf Jahren Volksschule in Heppenbach führte ihn der Weg zur Bischöfliche Schule St.Vith, wo er in der angegliederten Grundschule das sechste Schuljahr und anschließend in der  Abteilung Latein-Griechisch  im Juni 1968 sein Abitur machte.  Im September 1968 begann er das Priesterstudium, zunächst bis Juni 1970 in der Philosophieabteilung in St. Truiden und anschließend Theologie bis Juni 1974 am Lütticher Priesterseminar. Das letzte Studienjahr führte ihn als Praktikant zurück an die Bischöfliche Schule (BS) und in die Altpfarre Amel. Am 1. Juni 1974 wurde er in St. Vith, zusammen mit Jean Pohlen, Willy Margraff und Karl-Heinz Calles, zum Priester geweiht. Einige Tage später, am 3. Juni feierte er seine Primiz in seiner Heimatpfarre Heppenbach und am 9. Juni in der Praktikumspfarre Amel. Von August 1974 bis Juli 1975 sollte er den Militärdienst absolvieren. Nach zwei Tagen Ausbildung in der Kaserne Gent bereitete ein Nierenstein dem Wehrdienst ein vorzeitiges Ende. So begann er bereits im September 1974 seinen Dienst an der Bischöflichen Schule, am Technischen Institut und an der BS-Grundschule, wo er halbtags als Religionslehrer und als Erzieher tätig wurde. Er bezog ein Zimmer im Schulgebäude und wurde mit der Nachtaufsicht im Internat betraut. Am 1. September 1975 wurde er Präfekt des Externates.

Als die Oberstufe im Technischen Institut eröffnet wurde, erhielt er einen vollständigen Stundenplan im Fach Religion in der Oberstufe  des TI und in der Unterstufe der BS. Während mehrerer Jahre versah er ferner den Inspektionsdienst für den Religionsunterricht im Sekundarschulwesen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft.

Als Pastor Albert Backes Dechant des Dekanates St.Vith wurde, erfolgte die Ernennung von Walter Heyen als Kaplan in den Pfarren Amel und Heppenbach, er blieb aber halbtags der BS mit einem halben Stundenplan in der Oberstufe erhalten. Inzwischen hatte sich der Pfarrverband Amel-Heppenbach um die Ortschaften Iveldingen-Montenau und Born, Meyerode-Medell und schließlich, nach der Ernennung von Willy Margraff als Pfarrer von Amel, um Herresbach erweitert. Bis heute ist Walter Heyen zum einen halbtags an der Bischöflichen Schule und andererseits als Hilfspriester im Ameler Pfarrverband mit seinen 17 Dörfern tätig.

Walter Heyen an der BS:
> Die Latein-Griechisch-Abiturienten 1968
> Walter und das Lehrerkollegium 1975
> Die Lehrermannschaft 1981
> Walter Heyen in der Direktorengalerie
> Das 2009-er Lehrerteam

 
 
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