Norbert Meyers: Von Menschen, die diese Geschichte prägten und zugleich von ihr geprägt wurden.
 
 

 
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Das Ehrenamt an BS und TI
 
  Norbert Meyers hat in inhaltlicher Zusammenarbeit mit Engelbert Cremer alle Themen der Ausstellung in diesem Buch aufgearbeitet und mit wertvollen “Momentaufnahmen” ergänzt.
Er beschloss die Reden bei der Buchvorstellung in Montenau mit diesem Beitrag.

Die international angesehene US-amerikanische Reporterin und Historikerin Barbara Tuchmann schrieb einmal: „Wo es keine Bücher gibt, ist die Geschichte zum Schweigen, die Literatur zur Sprachlosigkeit, die Wissenschaft zur Stagnation, die Geistigkeit zum Stillstand verdammt.“

Dennoch: Das Buch ist gewissermaßen der Anarchist unter den heutigen Medien, heißt es in einem anonym überlieferten Zitat. Weshalb es mich ungemein freut, hier und heute so viele überzeugte Anarchisten vor mir zu wissen. Anarchisten und mehr noch Protagonisten, die die Ereignisse und Entwicklungen, die in das vorliegende Buch „gepackt“ wurden, teils über lange Jahre mit erlebt haben.

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Grundsätzlich versteht sich die nachträgliche Veröffentlichung zum 75. Geburtstag der altehrwürdigen „BS“ nicht vorrangig oder gar exklusiv als Geschichtsbuch - und dennoch erzählt es Geschichte. Oder vielleicht treffender: Es erzählt Geschichten. Von Menschen, die diese Geschichte prägten und zugleich von ihr geprägt wurden.

Vor Ihnen liegen eine Vielzahl an Namen und Daten, Fakten und Fotos, dazwischen unter dem Stichwort „Momentaufnahmen“ aber gleichfalls - in punktueller Ergänzung der Geschehnisse - gelebte Erinnerungen, die in eingehenden persönlichen Gesprächen hinterfragt und redigiert oder aber, wie im Fall von Alfons Velz, vom Akteur selbst verfasst wurden.

Eine ebenso kurzweilige wie belebende Spurensuche, für die Gesprächspartner wie für den Autor. Schilderungen, die vor allem den Blick hinter die Kulissen jener Zeit lenken sollen, hinter die Schulmauern - auf jene menschlichen Bausteine, ohne die die „BS“ heute nicht das wäre, was sie ist.

Thematisch lenkt die Publikation den Blick vor allem auf die Zeit von 1945 bis 1960 und vielleicht noch gezielter auf die fünfziger Jahre. Der Grund liegt auf der Hand: Erstens war zu der Epoche von 1920 bis 1940, also zu Vorzeit und Gründerzeit, das Meiste in dem Buch zum fünfzigsten Geburtstag der „BS“ im Jahre 1981 tief greifend aufgearbeitet und analysiert worden. Zweitens haben wir zu der Zeit in Montenau und zum Wiederbeginn in St.Vith mitsamt den bewegten Jahren des Schulkampfes so viele Dokumente namentlich aus der Feder von Direktor Jean Rentgens schürfen und auswerten können, dass diesen eineinhalb Jahrzehnten in dem aktuellen Buch der breiteste Raum zugestanden wird. Mit ungemein interessanten und spannenden Erkenntnissen zum pädagogischen wie politischen Klima jener Zeit.

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Auch freue ich mich, dass es in diesem Buch durchaus einiges Neues zu entdecken gibt - selbst im Vergleich zur Ausstellung. Immerhin haben ca. ein Dutzend Fotos bis dato noch keine Verwendung in einer regionalgeschichtlichen Veröffentlichung gefunden, darunter etwa der von Jean Rentgens angeregte und von Wim Geelen organisierte „BS“-Chor, der Anfang der fünfziger Jahre regelmäßig kleine Konzerte in der Eifel gab (hier vor der alten Schule in Valender) und auf diese Weise zwar nur bescheidene, dafür aber nicht weniger willkommene Tantiemen zur Linderung der damals herrschenden materiellen Not an der Schule einspielte.

Oder jener Blick auf die rückwärtige Trümmerlandschaft an der St.Vither Klosterkapelle, Standort der „ersten“ Bischöflichen Schule, die nach der Zerstörung St.Viths zum „Exodus“ nach Montenau gezwungen war. Und aus jener Zeit datieren bisher unbekannte Bilder des Klosters im Frühsommer 1946 oder im schneereichen Winter 1950-51. Fotografische Erinnerungen, die uns hauptsächlich von Zeitzeugen im Rahmen der „Momentaufnahmen“ zugänglich gemacht wurden.

Nicht zu vergessen die unveröffentlichten didaktischen Dokumente, etwa aus der Feder von Wim Geelen, dessen damalige „fiches de travail“ schlüssig Zeugnis geben von den sprachlichen Irrungen und Wirrungen, denen sich Schüler wie Lehrer Anfang der fünfziger Jahre ausgesetzt sahen. Oder der Vortrag von Nikolaus Giebels, gehalten im Studienzirkel von Joseph Breuer, am 10. Juni 1939, in französischer Sprache, zum Thema Geschichte.

Übrigens… Im wahrsten Sinne Geschichte ist aktuell bereits ein Foto auf Seite 32. Die frühere Front der Klinik in St.Vith in der hier vorliegenden Form gehört seit Errichtung des Bettenhauses definitiv der Vergangenheit an.

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Bekanntermaßen heißt es ja im Volksmund: „Viele Köche verderben den Brei“. Ein Sprichwort, das auf die vorliegende Publikation jedoch keineswegs zutrifft. Im Gegenteil: Gerade die Vielzahl an Akteuren, die an diesen 144 Seiten mitgewirkt haben, macht den Reichtum dieses Buches aus - auch oder gerade aus Sicht und zum Nutzen des Autors, der die vielschichtigen Ideen und Anregungen, Aussagen und Zeugnisse redaktionell aufarbeiten durfte.

Es war eine teils recht ehrgeizige und komplexe, auf jeden Fall aber spannende Herausforderung. Jedoch wäre diese ambitionierte Publikation nie in solch inhaltlicher Vielfalt zustande gekommen,  wenn ich nicht auf das begleitende Teamwork im Förderverein um seinen Vorsitzenden Guido Zians und nicht auf die tatkräftige und kompetente Mitarbeit zahlreicher Menschen im unmittelbaren Umfeld der Bischöflichen Schule hätte zählen können. Genannt seien hier - stellvertretend für manch andere mentale und materielle Unterstützung - Direktor Engelbert Cremer und Präfekt Walter Heyen sowie vor allem meine früheren Lehrer und späteren Kollegen an der „BS“, die mit der akribischen und tiefschürfenden Sondierung des beträchtlichen Archivmaterials über lange Monate die richtungsweisende Vorarbeit zu diesem Projekt geleistet haben.

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Und ohne die griffigen Konzepte und die grafische Qualität des Design-Büros EKD um meinen Freund Erwin Kirsch hätten sich manche spontane Idee und mancher redaktionelle Wunsch nicht in der innovativen Form umsetzen lassen, wie Sie Ihnen heute vorliegt.

Ein Dankeschön gilt nicht zuletzt dem stressfreien Miteinander mit Grenz-Echo Printing in der Person von Richard Rinck, gleichfalls ein langjähriger guter Freund, der uns - ungeachtet aller technisch-terminlichen Zwänge - auf der Zielgeraden nochmals ein wenig Luft verschafft hat und die ultimative Deadline um ein, zwei Tage nach hinten verschieben konnte. Dass es eng werden würde, war ihm und uns durchaus bewusst. Dass es jedoch so eng werden würde…

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Ziel dieser publizistischen Arbeit war und ist es keineswegs, der Schule ein dokumentarisches Denkmal zu setzen. Nein, wie schon mit dem ersten Buch im Jahre 1981, zum fünfzigsten Geburtstag der „BS“, zielte die Idee darauf ab, die Bischöfliche Schule in ihrem gelebten Umfeld, in ihrem soziokulturellen Kontext in der Eifel und in Ostbelgien zu situieren. In einer Gemeinschaft, in der, ebenso wie an der Schule und in der Ausbildung, weiterhin „alles im Fluss“ ist. Um konkret einen der damaligen Autoren und heutigen Redner im Vorwort von 1981 zu bemühen - Josef Dries.

In der Tat! „Panta rhei“ - um mit Heraklit zu sprechen, einem jener griechischen Altmeister, die rund fünfzig Jahre lang zum philosophisch-sprachlichen „Inventar“ der Bischöflichen Schule gehörten, mit der Erneuerung des Unterrichts und der unaufhaltsamen Abkehr von den „alten“, den „toten“ Sprachen jedoch auch in der St.Vither Klosterstraße in die Mottenkiste wanderten.

Apropos tote Sprache… Ein Stichwort, das mir Gelegenheit gibt, mit Blick auf das Titelbild des Buches eine Klammer zu öffnen und einen der Protagonisten dieses Schnappschusses zu bitten, einige persönliche Erinnerungen an dieses Foto aus dem Jahre 1952 an Sie weiterzureichen - Joseph Meyer.

Den letzten Gedanken meiner Ausführungen möchte ich zwei Zitate vorschieben. „Die Geschichte ist nun mal eine Schule, in der die Zeitpläne nur selten eingehalten werden“, wird der 1986 einem Attentat zum Opfer gefallene schwedische Premierminister Olof Palme zitiert. Und der amerikanische Verleger Malcolm Forbes sagte einst: „Der Zweck der Erziehung besteht darin, einen leeren Geist durch einen offenen Geist zu ersetzen.“

Zwei Aussagen, die gleichfalls auf die Bischöfliche Schule und ihre Geschichte zutreffen. Immer wieder erwies sich an der „BS“ das Bestreben, den jungen Menschen und damit der gesamten Gegend zu dienen, stärker als alle Bedrängnis. Mit dieser Zielsetzung „im Ranzen“ wurde die Bischöfliche Schule weit über den Standort St.Vith hinaus einerseits zum Sprachrohr der Ängste und Nöte, der Wünsche und Ansprüche der Eifeler Bevölkerung, andererseits zum Antrieb eines allmählich wachsenden Selbstbewusstseins, kulturell und sprachlich, historisch und politisch.

Weshalb wir, die Initiatoren, mit dieser Publikation auch ein wenig zurückgeben möchten - an ihre, an unsere „BS“, ohne die wir nicht da und nicht das wären, wo und was wir heute sind. Dabei hat sich vor allem ein Grundsatz festgesetzt, den auch die Bischöfliche Schule in diesem Dreivierteljahrhundert oft (vor)gelebt hat - frei nach dem griechischen Philosophen Plato: „Ich kenne keinen sicheren Weg zum Erfolg, nur einen sicheren Weg zum Misserfolg - es jedem recht machen zu wollen.“
Es hat sich gelohnt! Für uns alle!

Ich danke Ihnen!

(Es gilt das gesprochene Wort.)

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