Schuldirektor Engelbert Cremer anlässlich der Preisverleihung:
 
 

 
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Das Ehrenamt an BS und TI
 
  Vom kleinen Koffer ....


Das, was wir als erstes sehen ist ein Haus, geschützt von einer wunderschönen Buchenhecke, in die der Besitzer liebevoll in geduldigem jahrelangen Heckenschneiden einen Torbogen geschnitten hat. Ein Haus hinter einer Hecke. Geborgenheit, Beständigkeit, Ruhe, Verlässlichkeit, Vertrautheit strahlt es aus. So als wolle es uns sagen: schau, ich bin wie eine Burg, die Dir im Auf und Ab des Lebens Zuflucht und Sicherheit gewährt. Es macht aber auch neugierig, dieses Bild. Was mag wohl hinter der Hecke sein? Und vor allen Dingen: was mag wohl davor sein? Als ich das Bild zum ersten Mal sah, habe ich an Euch gedacht, liebe Abiturientinnen und Abiturienten. Was davor ist, wissen wir nicht. Es ist wie das Leben, das Euch jetzt erwartet, jetzt nach eurem Abschluss. Wir wissen nicht wo der Weg vor dem Torbogen hinführt. Hinter dieser Hecke, dessen könnt ihr gewiss sein, steht ein Koffer, sozusagen als Reisebegleiter. Ihr müsst ihn nur noch packen, nichts wichtiges vergessen, vor allem nicht das, was auf diesem Weg vor dem Torbogen unentbehrlich sein wird.

Aber er hat eine Eigentümlichkeit, dieser Koffer. Er ist klein, sehr klein.

Kein Platz für Dinge, die uns so wichtig scheinen. Kein Platz für Kleider, Tinkturen, Sälb- chen, kein Platz für Handys, Laptops, und andere Dinge, die uns unentbehrlich scheinen. Es gilt also mit Bedacht zu wählen, was man reinpackt, bevor man dieses Tor durchschreitet , um gerüstet zu sein für diesen Aufbruch aus dem Vertrauten. Und schon sprudeln die Ideen. „Freundschaft“ muss rein, „Glück“, „Liebe“, ein „Zuhause“, „Sonne“, aber auch „Regen“ und .... Halt! Brauchst Du nicht - ich meine, brauchst Du nicht in diesen kleinen Koffer zu packen. Das alles wird Dir geschenkt.

 
Aber eines solltest Du wirklich nicht
vergessen einzupacken: Mut. Mut be- deutet nichts anderes als „starken Willen“ haben, etwas zu erreichen, wovon Du überzeugt bist, auch wenn Du keinen Zu- spruch erfährst, auch wenn Du dich allein- gelassen fühlst. Wer den Mut verliert, ist wie ein Vogel, der seine Flügel verloren hat. Er kann nicht in die Lüfte steig- en, man hört ihn kein Lied mehr singen, und er verlernt die Welt von oben zu betrachten.

Also rein mit dem Mut in diesen kleinen Koffer – Nein, tut es nicht. Er ist zu wichtig, er könnte verloren gehen. Pack ihn lieber in Deinen Kopf, dort ist er sicher aufge- hoben.

Nun gut. Da wäre die „Zuversicht“. Die muss aber nun wirklich rein, denn das Vertrauen in die Zukunft brauchst Du unbedingt.
Und das ist nicht einfach in einer Welt, wo tägliche Meldungen eher dazu neigen, Dir diese Zuversicht zu nehmen oder soll ich sagen „zu stehlen“. Wenn Du sie nicht verlieren willst, die Zuversicht, gibt es nur eine Lösung: glaube an das Gute. Es ist da, das Gute. Es ist nur leise und tritt nicht marktschreier- isch auf und versteckt sich gerne. Lerne es nur einfach zu sehen und zu hören.

Also rein mit der Zuversicht,
in diesen kleinen Koffer. Nein, es geht nicht. Das Paket Zuversicht, das man braucht ist so groß, dass es nicht hineinpasst in diesen kleinen Koffer. Deshalb, pack es lieber in Dein Herz. Dein Herz ist größer als Du denkst.

Auch gut . Aber „schöne Erinnerungen“ müssen rein. Braucht man.
Zumindest für die Tage, draußen vor dem Torbogen, wenn es einem nicht so gut geht. Im Leben geht es auf und ab. Was Dir heute noch zu gelingen scheint, bringt Dich morgen zur Verzweiflung. Freud und Leid liegen eben so nah zusammen wie Tag und Nacht, Sommer und Winter, Ebbe und Flut, Leben und Sterben.Es wird nur dann schlimm, wenn Du Dich in Deine Angst vergräbst und Dir einredest, es würde nie mehr anders werden, nur noch Unheilvolles würde Dir begegnen. In diesen Zeiten helfen die Erinnerungen an die „schönen Tage“. Solltest Du diese vergessen, kommen sie nie mehr zurück.

Also rein mit den „schönen Erinnerungen“
in den kleinen Koffer. Nein – tu es lieber nicht. Trag sie lieber im Brustbeutel, damit Du sie so schnell wie möglich zur Hand hast. Die „schönen Erinnerungen“ dulden nämlich nicht, dass man lange nach ihnen suchen muss, sie könnten unauffindbar werden und außerdem im Brustbeutel getragen, stiehlt sie Dir keiner. Na gut, es soll so sein. Wenn denn all das nicht rein soll, in diesen kleinen Koffer – was soll denn noch rein?

Ich sag’s. „Lebensfreude“.
Sie ist lebensnotwendig, denn sie wendet alle Not. Tu sie rein, vergiss sie nicht. Verlass Dich nicht darauf, sie unterwegs einkaufen zu können. Sie gibt es nicht zu kaufen.

Also rein mit ihr in diesen kleinen Koffer.
Nein, wenn ich es bedenke, tu es nicht. Sie ist zu schade, um eingepackt zu werden. Trag sie einfach als Kleidungsstück, denn sie ist so ansteckend, aber nur wenn man sie sieht. Und deshalb zeig sie, wir Menschen brauchen das.

Was soll denn nun noch rein in diesen Koffer, wenn sowieso alles draußen bleibt. Ich hab eine Idee.
Pack alles in den Koffer was diese Lebensfreude bremst und stört: Unzufrieden- heit, Neid, Profitsucht, Habgier, Selbstmitleid, .... Mach den Koffer zu, trag ihn bis zur nächsten Wegebiegung, schau Dich um, schütte alles aus, scharre mit dem Fuß darüber, so dass alles mit Erde bedeckt ist. So kommt keiner auf den Gedanken sie aufheben zu müssen, nur weil sie so da rumliegen. Tust Du das nicht, wird der Koffer mit der Zeit untrag- bar schwer. Deine Träume, deine Begeisterung, deine Neugierde werden nur noch von dieser Last gefesselt sein und Dich unbeweglich machen. Und der Inhalt lohnt es nicht.

Ist er ja schon wieder leer dieser Koffer, was soll ich denn damit ?
Nichts. Der kleine Koffer hat uns nur gesagt: das Wesentliche tragen wir in uns und es wäre nicht gut dieses einzupacken und wegzupacken, und weil er klein ist, sagt er uns auch noch, dass wir nicht viele Dinge brauchen um glücklich zu sein. Wir brauchen nur weniger zu begehren und sollen mit Bedacht wählen. Also steht gar kein Koffer hinter dieser Hecke? Nein! Ich gebe es zu, ich hab geflunkert. Freu Dich drüber, denn jetzt sind Deine Hände frei um anzupacken, und anpacken wirst Du müssen in dieser Welt vor demTorbogen und Deine Füße brauchen keine Last zu tragen, denn Ausdauer wird Dir auf diesem Weg abver- langt werden und da ist es nicht gut, wenn man zuviel Ballast mit sich rumschleppt. Ich wünsche Dir, liebe Abiturientin, lieber Abiturient, Begeisterung zum neuen Aufbruch und allen Gottes Wegbegleitung und Segen.

Engelbert CREMER
Direktor BS

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