Windows 10 – Das Review zum Briefing
Autor: Luka Hennen
Am vergangenen Dienstag fand in Redmond die lang ersehnte Presseveranstaltung zu Windows 10 statt. Nun werden sich viele fragen: Wo bleibt denn Version 9? Die Antwort klingt plausibel: Windows möchte sich von seinem vorhergehenden Betriebssystem distanzieren und sich nun endgültig mit funktionell hochwertigen Betriebssystemen wie OS X oder Linux gleichstellen. Das Überspringen der Version 9 war in diesem Fall nur logisch.
Diejenigen von Euch, die die Veranstaltung gestern über den offiziellen Livestream verfolgt haben, stellten wahrscheinlich schon zu Beginn fest, dass es Microsoft hier um die detaillierte Verbesserung des Designs und des Aufbaus geht.
Freuen dürfte die meisten vor allem die Nachricht, dass der Konzern aus Redmond in Windows 10 wieder die altbekannte Startleiste aufgegriffen hat, die bei Windows 8 durch das „Live-Kachel-System“ ersetzt worden war. Doch auch dieses hat das Entwicklerteam nicht verworfen sondern weiterentwickelt, so dass nun Live-Kacheln neben der bereits bekannten Programmliste im Startmenü platziert worden sind.
Doch die Startleiste ist nur eine von wirklich vielen Neuerungen. Die Entwickler haben viel Mühe und Ehrgeiz in das neue Betriebssystem gesteckt.
Die vom Windowsphone 8.1 bekannte Sprachassistentin „Cortana“ wurde auch in Windows 10 implementiert. Sie wird von Joe Belfiore, seines Zeichens Microsoft-Manager, als „die bislang am stärksten personalisierte Sprachassistenz“ bezeichnet und soll das Arbeiten mit Windows vereinfachen und es gleichzeitig um viele Möglichkeiten erweitern. So kann Cortana das Wetter über Microsofts Nachrichtendienst Bing abrufen und das Surfen im World Wide Web um einiges interessanter machen.
Wo wir gerade vom Browser sprechen – auch dieser wurde in Windows 10 generalüberholt.
Mit dem Projekt mit dem Codenamen „Spartan“ hat Microsoft seinen Browser mit vielen zusätzlichen Funktionen angereichert. Auch hier wurde Assistentin Cortana fest verankert. Ein neues Design und die neuen Funktionen durch die Implementierung von Cortana, wie zum Bespiel die direkte Reservierung in Restaurants, direkte Routenplanung und intelligente Suchvorschläge, sollen die Art ändern, wie Menschen Computer benutzen.
Die Grundidee des neuen Betriebssystems sei es, so Microsoft-Chef Satya Nadella, mit Windows 10 allen Geräten – vom Computer, über das Tablet, bis hin zum Smartphone – eine einheitliches Betriebssystem zu bieten. Auch hier hat Microsoft ein neues Konzept eingeführt. „Universal Apps“ sollen es App-Entwicklern in Zukunft erleichtern, PC-Anwendungen ohne großen Aufwand auch aufs Smartphone zu portieren. Ein logischer Schritt seitens Microsoft ist hier der neue, gemeinsame App-Store, der alle Geräteklassen – ob mobil oder stationär – verbindet.
Wie bereits erwartet, hat Microsoft im Zuge der Komplett-Umgestaltung, auch das Gaming-Erlebnis verbessert. In Zukunft sollen die Spielekonsole Xbox One und der PC näher zusammenrücken. So kann in Zukunft ein auf der Xbox One begonnenes Game via Streaming auf dem PC weitergespielt werden. In diesem Zuge hat Microsoft gleich die enge Vernetzung der Xbox One mit dem PC hervorgehoben, so ist es mit Windows 10 möglich, alle Mitspieler, die Spielbibliothek, Freundesliste und den Nachrichtenhub auch vom Schreibtisch aus via PC abzurufen.
Auch die „Gameplayer“ werden wahrscheinlich von einer lang ersehnten Funktion Gebrauch machen. Windows 10 ermöglicht es, Spielszenen aufzuzeichnen und mit Freunden zu teilen.
Hier bleibt anzumerken, dass zu Beginn nur maximal 30 Sekunden Material aufgenommen werden können. Die Frage, ob in Zukunft diese Grenze angehoben wird oder gar ganz verschwindet, haben die Entwickler beim Briefing offen gelassen.
Eine erstaunliche Neuerung präsentierte Alex Kipman, Chef des Kinect-Teams, bei der Vorführung der Datenbrille „Hololense“. Diese ermöglicht es, virtuelle Welten im realen Umfeld einzublenden. Hier greift Microsoft auf sogenannte Hologramme zurück, welche die Brille direkt in die reale Sicht platziert. Dies bringt zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten mit sich.
Den Hauptanwendungsbereich nannte Kidman mit dem Satz „Build 3d in 3d“ – zu Deutsch: „Baue 3D in 3D“. Denn mit der Microsoft Hololense kann man virtuelle Gegenstände mit Gesten und Sprachkommandos steuern und so zum Beispiel 3D-Modelle in der realen Umgebung „konstruieren“. Hierbei greift die Bille auf eigene Prozessoren für das Berechnen der Grafiken zurück. So ist für das Benutzen von Hololense keine Verbindung mit einem Computer nötig.
Neue Welten öffnen sich dadurch auch für Gamer, denn Spiele könnten zukünftig in die reale Umgebung projiziert werden. Es wäre also denkbar 3D-Spiele in Zukunft wirklich in der realen 3D-Welt zu spielen.
Wo und auf welche Art diese neuste Errungenschaft Microsofts angewendet werden wird, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall ein großer Schritt in Richtung Zukunft. Vielleicht ein noch zu großer?
Nachdem wir nun die wesentlichen Neuerungen in Windows 10 vorgestellt haben, möchten wir nun die Frage beantworten, wo und wann die neue Plattform denn erscheinen wird.
Überraschenderweise sollen bereits in der kommenden Woche Testversionen von Windows 10 für den PC zur Verfügung gestellt werden – die erste Smartphone-Version soll schon im Februar erscheinen.
Interessant anzumerken ist hier, dass Nutzer von Windows 7 und 8 das Update auf Windows 10 zunächst kostenlos beziehen können. Microsoft will hier auch die Windows-Nutzer in die Entwicklung mit einbeziehen, denn Windows 10, bemerkte Nadella, sei das Produkt einer engen Zusammenarbeit mit den Nutzern. So startete Microsoft bereits im vergangenen September ein Insider-Programm, über das sich alle Interessierte an der Weiterentwicklung beteiligen konnten.
Abschließend sagte Satya Nadella: „Wir wollen, dass Windows 10 das meistgeliebte Windows aller Zeiten wird.“
Inwiefern der Konzern sein Ziel erreichen wird, bleibt abzuwarten. Wir bleiben jedenfalls am Ball!