Einige Gedanken zum Frühlingsanfang
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden belebenden Blick,
im Tale grünet Hoffnungsglück;
der alte Winter, in seiner Schwäche,
zog sich in rauhe Berge zurück. (Goethe, Faust 1, Vor dem Tor)
Als ambitionierte Freizeittriathletin bin ich eigentlich bei jedem Wetter draußen und ich denke, dass jede Jahreszeit ihren Charme hat. Der Beginn des Frühlings sticht aber besonders hervor. Wie Goethes Protagonist Heinrich Faust erlebe ich jedes Jahr im März die erwachende Natur und freue mich auf einen Neubeginn. Dieses Jahr stellt dich der Frühlingsanfang aufgrund der Coronakrise anders dar. Das Gute ist, dass ich sehr viel Zeit habe, mich in der Natur aufzuhalten. So drehe ich jeden Tag meine Runden, laufend oder auf dem Rennrad. Ich genieße die Sonne und die sich wandelnde Natur. Es geht vorbei an Weidekätzchen, Krokussen und Narzissen.
Was mich aber dieses Jahr besonders beeindruckt, sind die Menschen, die die gleichen Freuden genießen. So sehe ich Mütter mit kleinen Kindern, Väter, die ihren Kindern das Radfahren beibringen, Freunde, die zu zweit (das ist ja erlaubt) inlineskaten oder Rad fahren, Jugendliche, die ihre Hunde ausführen, kleine Jungs, die im Wald Büdchen bauen oder einen Staudamm an einem Bach. Nie habe ich so viele Leute draußen erlebt. Nie habe ich so viel Gelassenheit und Freundlichkeit erlebt.
Wenn ich dann heimkomme, ist die Coronakrise weit weg. Ich bin rundum zufrieden. Oder, um es mit Goethes Worten auszudrücken:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich‘s sein!
Sabine – Lehrerin