Kommentar: Homeschooling – Eine gute Alternative?

Kommentar: Homeschooling – Eine gute Alternative?

Genug geschlafen. Jetzt lerne ich erst einmal für Deutsch – oder vielleicht doch für Französisch?
Immer mehr Grundschulkinder in Belgien bekommen Hausunterricht. Die Zahl hat sich in den vergangenen fünf Jahren verdreifacht. Ist das also der neue Trend? Homeschooling während der Corona- Pandemie hat die Eltern wohl nicht davon abgeschreckt, ihre Kinder zu Hause zu behalten.

Beim Homeschooling die richtige Lernmethode zu finden, ist gar nicht so einfach. Für Schüler ist es – besonders im Grundschulalter – unmöglich, sich den vorgegebenen Lehrstoff komplett eigenständig anzueignen. Wie soll man auch die Wörter in den Fremdsprachen aussprechen können, ohne eine fachlich ausgebildete Person sprechen zu hören? Ob der Lernerfolg mit Schülern zu vergleichen ist, die zur Schule gehen, ist fragwürdig.

Um ihnen also den Stoff nahezubringen, müssen die Eltern wertvolle Zeit aufbringen und dafür nicht selten auf einen Job verzichten. – In einigen Fällen problematisch, einen Haushalt ohne zweite Einnahmequelle führen zu müssen.

In Deutschland ist Homeschooling nur in Ausnahmefällen, wie bei Erkrankungen oder während der Corona-Pandemie, erlaubt. An dieser Regelung ist ja nichts auszusetzen. Doch in Belgien ist dies anders: Jeder kann zu Hause unterrichtet werden, muss jedoch anhand von Prüfungen nachweisen können, sich mit dem Lernstoff auseinandergesetzt zu haben. Doch wer trifft in diesen Fällen die Entscheidungen, insbesondere bei Grundschulkindern? Je nach häuslichem Umfeld ist es fraglich, ob Entscheidungen zum Wohl der Kinder getroffen werden. Ist Chancengleichheit also nun nicht mehr relevant?

Selber den Tag planen und Struktur finden – dass das nicht sehr einfach ist, ist vielen Schülern bereits während der Corona-Pandemie klargeworden. Machen, worauf man gerade Lust hat, keine Fristen einhalten müssen – wie soll man auf diese Weise auf eine Berufskarriere vorbereitet sein?

Zu guter Letzt – die soziale Kompetenz: Kein regelmäßiger Kontakt zu Gleichaltrigen, keine Teamarbeit, die im Berufsleben doch oft so wichtig ist. Oft sind Kinder, die zu Hause unterrichtet werden von sozialer Ausgrenzung betroffen, was meist psychische Erkrankungen zur Folge hat.

Wenn kein triftiger Grund besteht, ist Homeschooling deshalb kritisch zu betrachten. Um das Kind optimal auf das spätere Leben – sowohl auf beruflicher als auch auf sozialer Ebene – vorzubereiten, braucht es soziale Kontakte und ein geregeltes Arbeitsumfeld mit Personal, das sich auskennt. Ob die Regelungen in Belgien bezüglich Homeschooling weiter bestehen bleiben, sollte sich unsere Regierung nochmals gründlich überdenken.

Elena Jodocy, 6. A