Minister Oliver Paasch:
"Die letzten 75 Jahre waren geprägt durch einschneidende Ereignisse"
 
 

 
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Das Ehrenamt an BS und TI
 
  Der Unterrichtsminister der Deutschsprachigen Gemeinschaft war selber acht Jahre Schüler an der BS.
"... fest steht, dass diese Schule maßgeblichen Anteil an meiner persönlichen Entwicklung hat ..."
Seine Rede beim Festakt:



Sehr geehrter Herr Parlamentspräsident,
sehr geehrter Herr Bischof,
verehrter Präsident des Schulträgers,
sehr geehrte Herren Bürgermeister,
werte Ehrengäste,
liebe Schulgemeinschaft,

75 Jahre sind eine lange Zeit, was schon durch die Tatsache verdeutlicht wird, dass wohl kaum einer von uns den 150ten Geburtstag dieser Schule miterleben wird. Umso erfreulicher dürfte es sein, dass von denjenigen, die den 50ten Geburtstag dieser Schule mitfeiern durften, heute immerhin noch 34 Personen an dieser Schule beschäftigt sind. Die letzten 75 Jahre waren geprägt durch einschneidende Ereignisse: die Zwischenkriegszeit, die Zeit des Nationalsozialismus und des 2. Weltkrieges, die Säuberungswelle nach dem 2. Weltkrieg, der Schulkampf, die Sprachengesetze, die Entstehung der Deutschsprachigen Gemeinschaft und viele andere Ereignisse mehr haben das Leben an dieser Schule geprägt. In diesen 75 Jahren haben sich gesellschaftlicher Kontext und Werteordnung immer wieder verändert bis hin zur heutigen Zeit der Globalisierung, die von einigen offenkundig bewusst falsch verstanden und missbraucht wird, um wichtige Werte kurzfristigen Interessen der Gewinnoptimierung zu opfern. Trotz Höhen und Tiefen hat die Bischöfliche Schule in den letzten 75 Jahren ihren Erziehungs- und Unterrichtsauftrag immer nach bestem Wissen und Gewissen an- und vor allem wahrgenommen. Dass es dieser Schule immer wieder gelungen ist, sich neuen Herausforderungen und Anforderungen zu stellen zeigt auch das heutige Schulprojekt. Es geht heute in der Tat darum, mit dem Erziehungsauftrag wichtige gesellschaftspolitische Ziele zu verbinden. Es kommt heute darauf an, dass jeder lernt Verantwortung zu übernehmen für sich, für seine Mitmenschen und seine Umwelt. Es kommt darauf an, dass jeder lernt seine Talente zu fördern und zu fordern. Und es kommt darauf an, dass jeder zu begreifen lernt, dass Leistung nichts Negatives sondern im Gegenteil sehr förderlich ist für sich selbst und die Gesellschaft. Besonders dann, wenn jeder Einzelne zudem noch lernt, seine Fähigkeiten in den Dienst der Gesellschaft zu stellen. Auf der Grundlage dieser Erziehungsziele werden hier vor Ort die richtigen Schwerpunkte definiert. Die Förderung der Sozialkompetenzen, das Vermitteln von Arbeitstugenden und die Förderung von Grundfertigkeiten sind wichtige Bestandteile dieses Schulprojektes. Dieses Schulprojekt enthält in meinen Augen die richtigen Schwerpunkte, vor allem auch, weil sich diese Schule als eine offene Schule nach Außen versteht. Im Schulprojekt steht wörtlich: „ Diese Schule ist keine Insel! Sie empfängt Impulse und gibt Impulse nach Außen“.

Sehr verehrte Damen und Herren, diese Schule hat wahrlich sehr viele Impulse nach Außen gegeben, das wird in der Eifel niemand zu bestreiten wagen. Welche Rolle Lehrer und Schüler dieser Schule in den 70er und 80er Jahren während der Autonomiediskussion gespielt haben, brauche ich an dieser Stelle nicht zu wiederholen. Man muss auch gar nicht so weit zurückblicken, um nachzuweisen, dass BS und TI oftmals Vorreiter und Impulsgeber für Veränderungen gewesen sind. Hierfür gibt es genügend Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit :
- Die Zusammenarbeit zwischen Technischem Institut und dem ZAWM empfinde ich beispielsweise als besonders wertvoll und richtungsweisend; sie kann anderenorts sicherlich auch als Vorbild dienen.
- Die neue Hausordnung dieser Schule hat vor einigen Jahren eine schulübergreifende Diskussion über Grenzen in der Gesellschaft ausgelöst, die bis zum heutigen Tage nachwirkt.
- Idee und Konzept von Schulmediotheken sind hier vor Ort entstanden. Dank des ehrenamtlichen Engagements vieler Lehrpersonen und des Fördervereins ist es Ihnen, liebe Schulgemeinschaft, zwischen 1999 und 2001 gelungen, alle politischen Parteien davon zu überzeugen, dass wir in allen Sekundarschulen unserer Gemeinschaft Schulmediotheken auf der Grundlage eines modernen medienpädagogischen Konzeptes einrichten müssen. Die Regierung erhebt den Anspruch, mittelfristig in allen Sekundarschulen der Deutschsprachigen Gemeinschaft auf der Grundlage dieses Konzeptes moderne Schulmediotheken einzurichten und die Finanzierung dieser Vorhaben zu 100 % zu übernehmen.

Vor diesem Hintergrund ist es sicherlich kein Zufall, dass Ihre Schule seit Jahrzehnten an belgischen Universitäten einen guten Ruf genießt und bei nationalen Wettbewerben und internationalen Studien immer überdurchschnittlich gut abschneidet. Dabei waren und sind die Arbeitbedingungen nicht immer einfach. Ich erinnere an die Sparmaßnahmen des Föderalstaates in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, an die Stundenkapitalkürzungen in den 90er Jahren und an das Einfrieren von Stundenkapital zu Beginn dieses Jahrtausends. Ich glaube, dass es uns in den nächsten Jahren gelingen wird, die Stundenkapitalsituation an dieser Schule zu verbessern. Ich muss aber auch in aller Deutlichkeit vor der Hoffnung warnen, das Einfrieren von Stundenkapital im Sekundarschulwesen könnte in dieser Legislaturperiode aufgehoben werden. Das wird nicht möglich sein. Ich bin dazu nicht in der Lage, diese Regierung ist dazu nicht in der Lage und ich behaupte, keine politische Partei wäre in der Lage ein komplettes Auftauen des eingefrorenen Stundenkapitals zu finanzieren. Und ich füge hinzu, wer Ihnen dennoch solche Versprechungen macht, der lügt. Ich ziehe es vor, ehrlich mit den Menschen umzugehen und weigere mich deshalb auch Versprechen abzugeben, von denen ich weiß, dass ich sie nicht einhalten kann. Auch die infrastrukturellen Rahmenbedingungen sind an dieser Schule nicht optimal. Dabei sind gerade Infrastruktur und Ausstattungen besonders wichtig für Lehrer und Schüler. Zwar müssen Schulrenovierungen heute nicht mehr wie früher durch das Gehalt einzelner Priester bezahlt werden; dennoch ist auch in diesem Bereich der Nachholbedarf groß. Vor diesem Hintergrund freut es mich natürlich, heute Ihr Projekt Naturwissenschaften einweihen zu dürfen, das die Deutschsprachige Gemeinschaft mit einem Zuschuss von 360.000,- € - zu 80 % -finanziert hat. Ich bin mir aber auch der Tatsache bewusst, dass diese Investition nicht ausreicht. Deshalb haben wir am 24. April 2006 im Parlament eine Regierungserklärung zur Infrastrukturpolitik vorgetragen mit dem Anspruch, alle Schulen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Ordnung zu bringen. Dies wird für uns eine große finanzielle Herausforderung sein. In meinen Augen sind wir es aber den heutigen Schulgemeinschaften und vor allem kommenden Generationen schuldig, diese Investitionen jetzt und heute zu tätigen. Dass diese Regierungserklärung mehr als eine Sonntagsrede war, beweist unter anderem die heute Vormittag unterzeichnete Grundsatzerklärung mit dem freien Schulträger. In dieser Erklärung wird unter anderem grundsätzlich vorgesehen, Ihr Projekt zur Erweiterung der Werkstätten am Technischen Institut in Anwendung des Infrastrukturdekretes zu unterstützen. Wir haben uns dabei auf maximale Projektkosten von 2,5 Millionen Euro verständigt. Ich bin der festen Überzeugung, dass gerade diese Investition hier vor Ort die Arbeitsbedingungen verbessern wird.

Werte Ehrengäste, meine sehr verehrten Damen und Herren, wie Sie wissen, verpflichtet mein Amt mich zu Objektivität und emotionaler Unvoreingenommenheit. Dennoch dürfte es mir erlaubt sein, einige persönliche Worte an diese Schulgemeinschaft zu richten. Diese Schule hat mich nämlich auch persönlich maßgeblich geprägt. Zunächst einmal dadurch, dass sie meinen ganz persönlichen Lebensunterhalt während vieler Jahre mitfinanziert hat. Sowohl meine Mutter als auch mein Vater - mehr Elternteile habe ich bis dato nicht - waren an dieser Schule beschäftigt. Meine Mutter während vieler Jahre als Sekretärin und mein Vater als Lehrer. Die Bischöfliche Schule und das Technische Institut waren und sind wichtige Arbeitgeber in der Eifel; immerhin sind hier 124 Personen beschäftigt. Ganz besonders haben mich die 8 Jahre geprägt, die ich hier an Primar- und Sekundarschule als Schüler verbracht habe. Ich habe den Lehrpersonen hier vor Ort sicherlich nicht nur Freude bereitet; das gilt übrigens auch umgekehrt …, fest steht aber, dass diese Schule maßgeblichen Anteil an meiner persönlichen Entwicklung hat; ich habe hier sehr viel gelernt und ohne den Einsatz vieler Lehrpersonen dieser Schulgemeinschaft, könnte ich viele meiner persönlichen Ziele nicht erreichen. Dafür möchte ich mich bei Ihnen bedanken und Ihnen gleichzeitig versichern, dass ich dieser Schule immer verbunden bleiben werde, auch als Mitglied des Fördervereins. Ich möchte Ihnen zu Ihrem Jubiläum recht herzlich gratulieren und meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass es Ihnen gelingen wird, Ihre 75jährige Erfolgsgeschichte auch in den nächsten Jahrzehnten fortzusetzen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

>> Sein Portrait in unserer Rubrik "Auf den Spuren unserer Ehemaligen"
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