Bischof Aloys Jousten:
„Bischöfliche Schule, werde, was du bist!“
 
 

 
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Klassenfotos
 
Das Ehrenamt an BS und TI
 
  Die Rede des Bischofs von Lüttich zum 75. Geburtstag “seiner” Schule



Liebe Festversammlung,
liebe ehemalige Schulleiter, Lehrerinnen und Lehrer sowie Schüler der BS und des TI!
 
Vor 55 Jahren beteten wir in der Villa, die uns damals als Schule diente: Wenn der Herr das Haus nicht baut, bauen die Bauleute vergebens. Der allseits geschätzte Direktor Jean Rentgens wusste schon in den damaligen widrigen Verhältnissen, weshalb er uns während der Errichtung des ersten Neubaus so beten ließ. Unser Gebet ist erhört worden, wage ich heute am 75. Geburtstag der Bischöflichen Schule zu behaupten. Meine Vorgänger in den Jahren 1931 und 1950 haben die Gründung und den Bau dieser Schule gewagt. Viele verantwortungsvolle und überzeugte Priester und Laien haben die Entscheidungen der Bischöfe dann in die Tat umgesetzt. Ihnen allen gilt heute unser Dank und unsere Anerkennung; denn ihre Initiativen und ihr Einsatz haben es Generationen von Jungen und seit 25 Jahren auch von Mädchen ermöglicht, eine gute Sekundarschulausbildung zu erhalten. Als Ehemaliger kann ich dies nur bestätigen, und mit mir und wie ich viele aus der Eifel und aus anderen Gegenden des In- und Auslandes. So möchte ich zunächst voller Dankbarkeit all jener gedenken, die nicht mehr unter uns weilen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte die 75jährige BS mit einer Buche, einem typischen Baum unserer Eifellandschaft vergleichen. Die Buche ist fest verwurzelt; sie hat einen ansehnlichen Stamm; sie hat viele Äste voller Laub und Buchecker.
 
Die Bischöfliche Schule ist wie ein junger Baum in die Erde gepflanzt worden, damit seine Wurzeln Nährboden finden und sein Stamm und seine Zweige gedeihen. Die Erde, in der die BS verwurzelt ist, ist wohl ein doppelschichtiger Boden, und damit ist diese Schule eine echt bodenständige Einrichtung.
Die BS ist verwurzelt in der christlich-katholischen Tradition. Ihre Gründer haben dies in den Gründungsjahren sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Dies war im damaligen Belgien nicht so selbstverständlich, wie die Entstehungsgeschichte der Schule deutlich macht. Bis heute sind diese Wurzeln das Herzstück, der bleibende Impuls der Schule. Der Boden hat seit 1931 manche Entwicklung gekannt, aber er hat seine Nährkraft nicht verloren. Dafür verdienen alle, die seit der Gründung der Schule als Schulträger und als Schulleiter diese Dimension behütet und gefördert haben, unsere ausdrückliche Anerkennung.
Die BS ist andererseits tief in der Eifel verwurzelt, wie es in einem Zeitungsbeitrag zum Jubiläum hieß. Sie ist seit jeher sehr heimatverbunden. Sie ist von der Eifel geprägt und hat die Eifel geprägt. Land und Leute mit ihren allseits bekannten und geschätzten Eigenschaften und auch mit ihren Ecken und Kanten haben die Entwicklung und vor allem die Entfaltung der BS sehr geprägt. Aber sie hat genauso das Geschehen und die Entwicklung in der Eifel, die Menschen in ihrem ganzheitlichen Wesen – von Kopf bis Fuß, von Verstand bis Herz – in Familie, Kirche und Gesellschaft – geprägt. BS ist zum Markenzeichen geworden und ist aus dem Lebensraum Eifel nicht mehr wegzudenken. Sollte sie je einmal aufgelöst werden, müsste sie einen Ehrenplatz im Heimatmuseum finden.
 
Die Bischöfliche Schule ist nicht nur wegen der Wurzeln und der Verwurzelung mit einer Buche zu vergleichen; das Bild von der Buche trifft gleichfalls zu für das, was die eigentliche Schönheit der Buche ausmacht, ihre Äste und ihr Laub. Wie die Wurzeln, so der Stamm, so die Äste und das Laub. Wenn die Wurzeln guten Nährboden finden und gesund sind, geht’s dem Baum im Allgemeinen gut; er wächst und gedeiht, trägt schönes Laub und bringt Früchte hervor.

Der Stamm der Buche könnte hinweisen auf all das, was in der Schule geschieht, wie einsatzfreudige Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher, kurz, wie das gesamte Personal sich für die Verwirklichung des Auftrags einer Schule mit eben der ihr eigenen Verwurzelung einsetzt und den ihr anvertrauten Jugendlichen hilft, ihre Fähigkeiten und Begabungen zu entdecken und zu fördern, sich Wissen und Bildung anzueignen, den Weg des Christseins als eine befreiende Perspektive kennen zu lernen, ihren Lebensweg zu erkennen, um mutig und froh ja zu Verantwortung und Herausforderung zu sagen. Der deutsche Bundespräsident Horst Köhler hat vor kurzem erklärt: „Gute Bildung geht nicht in erster Linie von gesellschaftlichen Bedürfnissen oder den Anforderungen der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes aus. Zuallererst hilft gute Bildung uns, das zu entwickeln, was in jedem Einzelnen von uns steckt; was uns von Gott gegeben ist.“
Damit wären wir auch schon bei den Ästen mit ihrem dichten Laub und wie jetzt im Herbst mit ihren bunten Blättern. Es ist schon bemerkenswert, was aus den Ehemaligen einer Schule wie dieser alles geworden ist bzw. werden kann. „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor.“ (vgl. Mt 7,16.18) Wir sind alle dankbar und froh über jede gute Frucht, zu der unsere Schule beigetragen hat.
 
Meine Damen und Herren, Sie kennen die Redensart „Vor lauter Bäumen sieht man den Wald nicht mehr.“ Damit ist gemeint, dass die vielen Einzelheiten dem Blick für das Ganze im Wege stehen. Ich denke, dass es in einer Schule aber gerade um den einzelnen Schüler geht. Es ist mir daran gelegen, die Einmaligkeit jedes einzelnen Schülers, jeder einzelnen Schülerin zu unterstreichen. Das muss ein Grundanliegen einer katholischen Schule sein, weil wir von der Einmaligkeit jedes Menschen auch als Abbild Gottes und als Bruder und Schwester Jesu überzeugt sind. Gerade in der heutigen Gesellschaft ist es mehr denn je von Bedeutung, dass jeder junge Mensch Orte kennen lernt und erlebt, wo er ernst genommen wird und sich anerkannt, ja geliebt weiß. Hier tragen Lehrpersonen und Erzieher eine ganz große Verantwortung, hier haben sie eine schöne, wenngleich manchmal schwierige Aufgabe. Gerne möchte ich hervorheben, dass Schule ein Lernort, ein Ort der praktischen Einübung für das rücksichtsvolle und verantwortungsvolle Miteinander sein kann, ja sein sollte. Einer katholischen Schule wird auch ans Herz gelegt, Lernort einer vom Evangelium geprägten Welt zu sein. Nicht selten äußern sich junge Menschen nämlich auch kritisch zu Gewalt und Ungerechtigkeit in der großen Welt. Könnten unsere Schulen zu einer anderen Gestaltung des Miteinanders aufrufen, ermutigen und vor allem konkret innerhalb ihres Lebensraumes beitragen? Ist gelebte Brüderlichkeit, Dienstbereitschaft, Zurückstellung von Eigeninteressen nur in Taizé möglich? Jedenfalls haben mir Jugendliche vor kurzem voller Begeisterung darüber berichtet ...
 
Damit wäre ich bei einer letzten Überlegung und einem letzten Wunsch angekommen. Haben unsere katholischen Schulen ihren Platz in der christlichen Landschaft, in der sie stehen? Damit frage ich, ob die in den Schulen geleistete Arbeit von den Mitchristen erkannt und anerkannt wird. Müssten wir uns nicht alle freuen und Gott danken für alles, was im Sinne des Evangeliums getan wird und wo Reich Gottes in irgendeiner Form sichtbar wird? Denn überall, wo Menschen in ihrem Menschsein und in einem guten Miteinander wachsen, ist Gottes Geist am Werk. Gott hat uns in Jesus gezeigt und erkennen lassen, wie er sich den Menschen und die Welt vorstellt. In diesem Zusammenhang sei es mir erlaubt, das zu bestätigen, was Herr Veithen hervorgehoben hat. Ich drücke es wie folgt aus: unsere Jugend braucht Erwachsene, an denen sie sich reiben kann, die ihnen Widerstand leisten. Deshalb rufe ich die Lehrer und Erzieher dazu auf, Menschen mit Rückgrat, d.h. mit Überzeugungen zu sein, und hoffe, dass diese Perspektive ihnen Hoffnung, Mut, Ausdauer und Freude zu schenken vermag.
 
Zum Schluss spreche ich allen, die zum Gelingen der unseren Schulen aufgetragenen Aufgabe und Verantwortung beitragen, meinen Dank aus: dem Minister und dem Parlament, der Schulträgerschaft, der Schulleitung, dem Lehr-, Erziehungs-, Verwaltungs- und Hauspersonal, den Eltern, den Schülerinnen und Schülern.
Den Dank verwandle ich in den Wunsch für die Zukunft: Der Herr segne die Bischöfliche Schule; sie bleibe eine Schule im Werden. „Bischöfliche Schule, werde, was du bist!“

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Dr. Aloys Jousten ist ehemaliger Schüler der Bischöflichen Schule und feiert mit seiner Klasse im Jubiläumsjahr der BS auch den 50. Jahrestag seines Abiturabschlusses.
Ein Klassenfoto von 1956 wollte er uns noch für unsere große Abschlussklassengalerie nachreichen ...

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