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Marcel Mettlen besuchte seine „alte Penne“
Renommierter Zellularbiologe aus Halenfeld begeisterte die Schüler der BS St.Vith
(von Gerd Hennen)

„Der Schlüssel des Erfolgs liegt in der Interdisziplin!“

St.Vith.- Formeln pauken, dem theoretischen Unterricht folgen und sich auf Frontalunterricht einstellen – so sieht oftmals der harte Alltag der Schüler aus.Daher sind Begegnungen mit „echten, leibhaftigen Wissenschaftlern aus der direkten Forschung“ willkommener Anschauungsunterricht dafür, was mit einem naturwissenschaftlichen Studium so alles möglich ist.Der promovierte Zellularbiologe Marcel Mettlen aus Halenfeld, der 1995 sein Abitur an der Bischöflichen Schule in St.Vith absolvierte gilt als weltweit anerkannte Koryphäe im Bereich der Mikroendozytose und forscht derzeit an der renommierten Universität von Dallas.

Am vergangenen Montag stattete der 36-Jährige seiner alten Penne einen Besuch ab und brachte den Absolventen mit mathematisch-naturwissenschaftlicher Ausrichtung die Faszination der Wissenschaft und Forschung näher.

Infos aus erster Hand

 „Für uns als Lehrer ist dies eine tolle Gelegenheit, unseren Schülern die zahlreichen Möglichkeiten eines naturwissenschaftlichen Studiums aufzuzeigen“, erklärte Erwin Genten, der zusammen mit seiner Kollegin Alexa Linden die Schüler des 5. und 6. Jahres Gymnasium unterrichtet. „Ein solcher Kontakt mit einem „leibhaftigen Wissenschaftler von Renommee“ sprengt einfach die Möglichkeiten eines normalen Unterrichtes. Der Blick über den eigenen schulischen Tellerrand erweitert den Horizont und macht verschiedene Zusammenhänge deutlicher. Auch war es für unsere Schüler interessant und wichtig zugleich die mannigfaltigen Möglichkeiten eines Studiums in den verschiedenen Disziplinen der Naturwissenschaften aufgezeigt zu bekommen – das hilft bei der Wahl der Studienrichtung, denn der Großteil unserer Absolventen setzt das Studium an Hochschulen und Universitäten fort“, so Erwin Genten.Dr. Marcel Mettlen ist absoluter Kenner der Grundlagenforschung und kennt darüber hinaus die Bischöfliche Schule St.Vith und das belgische Schulsystem aus dem Effeff, so dass er den Schülern in allen Bereichen Rede und Antwort stehen konnte. 

 Wissenschaftler müssen Weltenbummler sein

 Nach dem Abitur erlangte Marcel Mettlen nach einer polyvalenten Kandidatur in Naturwissenschaften die Lizenz in Zellularbiologie.Es folgte eine zweite Lizenz in Humanbiologie und Genetik, die schließlich in eine Doktorarbeit mündete.Seine ersten beruflichen Sporen verdiente Marcel Mettlen in einem Brüsseler Forschungslabor mit Schwerpunkten in der Krebsforschung.„Es wurde mir schnell klar, dass es im wissenschaftlichen Leben fast zum guten Ton gehört, einige Jahre im Ausland zu arbeiten.Dies ist notwendig, um andere und verschiedene Annäherungsweisen an eine bestimmte Problematik kennen zu lernen und stellt demnach auch die Vorraussetzung für die erfolgreiche Führung einer eigenen Forschungsgruppe oder –Abteilung dar. Da die wissenschaftliche Sprache Englisch ist, lag die Entscheidung für die Vereinigten Staaten als Forschungs- und Arbeitsland nahe“, erklärte Ph.D. Marcel Mettlen den Schülern.

Erst Kalifornien, jetzt Dallas

 Im Jahre 2006 heuerte Marcel Mettlen schließlich am renommierten „Scripps Research Institute“ im kalifornischen La Jolla an. Hier arbeiten insgesamt über 3000 Wissenschaftler interdisziplinär zusammen.Interessant sicherlich auch die Tatsache, dass es sich bei dem Institut um das weltweit größte, nicht gewinnorientierte biomedizinische Forschungszentrum handelt, das weltweit als „Nobelpreis-Schmiede“ große Anerkennung genießt. „Es ist schon eine Ehre und eine Herausforderung zugleich, an einem solchen Institut arbeiten und forschen zu dürfen“, meinte Marcel Mettlen weiter.Im vergangenen Jahr wechselte der gebürtige Halenfelder als „Director of Scientific Research and Collaboration“ zum der Universität angegliederten „Southwestern Medical Center“ nach Dallas.„Das Team passt einfach und ich glaube dort noch besser meine beruflichen Schwerpunkte verwirklichen zu können“, begründete Marcel Mettlen seine Wahl.Nach wie vor befasst sich Marcel Mettlen in seiner Arbeit mit der Zellularbiologie, wobei die Mikroendozytose, also das Aufnahmeverhalten von Substanzen durch Zellmembrane, sein Hauptaugenmerk genießt. Diese Forschung zielt darauf ab, Pharmaka gezielter für die betreffenden Leiden zu konzipieren und dem Körper dann unnötige Belastungen und Nebenwirkungen zu ersparen.Dadurch können vor allem diverse Therapien beispielsweise bei Krebspatienten verbessert werden.

Mikroendozytose

 Bemerkenswert sicherlich hierbei, dass sich diese Forschungsarbeit ausschließlich im mikroskopischen Bereich vollzieht, so dass im Falle von Marcel Mettlen ein modernes Lasermikroskop der neuesten Generation zur Anwendung kommt, was natürlich zwangsläufig eine enge Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen wie Biologie, Informatik und Mathematik notwendig macht. „50% unserer Arbeit findet im Labor, 50% in der Theorie, also an unseren leistungsstarken Computern statt. Daher sind wir ständig auf der Suche nach besseren, effizienteren und schnelleren Rechnern, die unsere Arbeit unterstützen, so dass ein enger Dialog zu anderen Forschungsbereichen zwingend ist“, erklärte Marcel Mettlen. Die Zeiten, in denen der wissenschaftliche Forscher alleine in seinem Kellerlabor an Erfindungen und Errungenschaften herumbastele seien endgültig vorbei und auch keineswegs zeitgemäß.Heutzutage arbeiten ganze Forschungsteams weltweit an einem gemeinsamen Projekt zusammen.Für die Wissenschaft sei das im Rahmen der Globalisierung „Zusammenrücken“ der Länder und Menschen sicherlich ein Segen und ein Erfolgsgarant.

Synergie und Interdisziplin

 „Nur durch diese Synergie, durch diese Interdisziplin, die im Vorfeld natürlich auch genau definiert werden muss, können Programme zur gezielten Auswertung der gewonnenen Bilder erstellt werden“, so Marcel Mettlen zu seiner Arbeit. „Es war für uns als Lehrer wichtig, anhand des beruflichen Werdegangs von Marcel Mettlen die zahlreichen Möglichkeiten im Bereich der Forschung aufzuzeigen.Stilmittel für Marcel Mettlen waren und sind Interesse, Motivation, Flexibilität, Mobilität, Zielorientierung, Ausdauer, Lernbegeisterung und vor allem der stete Wille zum Erfolg.Faszinierend sicherlich auch die Tatsache wie einfach dieser hoch studierte Fachmann selbst komplexeste Dinge anschaulich erklären konnte.Von der Fragestellung über das Experiment bis zu schlussendlichen Lösung wurden alle für die Forschung wichtigen Stadien durchlaufen und erklärt.Das war eine tolle Bereicherung für unseren Unterricht“, stellte Erwin Genten klar.Das Feedback der Gymnasiasten war somit auch entsprechend positiv.Von den Gymnasiasten, die die drei Naturwissenschaften gewählt haben, wird aus Erfahrung der Lehrer die Mehrzahl den universitären Studienweg einschlagen. Wer weiß? Vielleicht bekommt Marcel Mettlen in einigen Jahren Unterstützung durch einen weiteren ostbelgischen Forscher?