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...weil du einmalig bist

Nimm dich an.
Versteh deine Schwächen, erst dann kannst du mit ihnen arbeiten und sie zu Stärken verwandeln.

Niemand ist wie du.
Niemand hat deine Fingerabdrücke. Niemand hat deine Stimme. Niemand glaubt wie du. Niemand hat deine Geschichte. Niemand spürt die gleiche Trauer, das gleiche Glück wie du.

Und vergiss nicht zu träumen,
dir eine Welt vorzustelen, in der die Liebe mehr Platz hat, in der die Hoffnung nicht aufhört und der Friede die ganz tiefe Sehnsucht aller Menschen ist.
Glaube daran, dass deine Träume wahr werden können.

Wir brauchen dich, wie du bist.
Glaubst du an deine Einmaligkeit und gehst du dem nach, was du in dir richtig empfindest?
Hast du die Energie, dich zu behaupten, ohne dabei andere zu erdrücken?
Fühlst du dich wohl, wenn du bei dir selbst bist?
Hälst du die Eigenart anderer aus?
Verträgst du ihre ganz eigene Sicht der Dinge?

Bleib bei dir, bei deiner Schönheit und Herbheit,
bei deiner Freiheit und deinen Grenzen.
Wir brauchen dich, wie du bist.
Nach U. Schaffer „...weil du einmalig bist“
Verlag Ernst Kaufmann



Die meisten Menschen sterben als Kopie,
während sie als Originale geboren wurden.

Niebergall

Sei du selbst.
Gott hat dich gewollt, dich im Original. Er hat dich beschenkt mit deinen Fähigkeiten, mit deinem Aussehen.

Sei du selbst.
Finde deinen eigenen Weg. Passe dich nicht irgendwie an, weil es bequemer ist.

Sei du selbst.
Sage nichts, glaube nichts, tu nichts nur um anderen zu gefallen, wenn es deinem Gewissen widerstrebt.

Sei du selbst
und du hast den ersten Schritt in ein erfülltes Leben getan.



...weil du liebst


Weil du liebst, ist dir wichtig, was mit diesem Planeten geschieht. Du bist nicht gleichgültig, du ziehst dich nicht zurück, du bist engagiert: Du fühlst dich eng verbunden mit der Zukunft der Welt. Weil du liebst, stehst du auf der Seite des Lebens. Und das heißt für dich auf der Seite der Pflanzen, der Tiere und der Menschen. Deine Vision für die Erhaltung der Welt treibt dich voran und macht dich erfinderisch.

Weil du liebst, nimmst du dein Leben in die Hand und wartest nicht auf Rettung durch andere. Es ist dein Bestreben, selbst echter zu werden. Du denkst auch an dich, du entdeckst dich, du hörst deine tiefen Wünsche, du vernachlässigst dich nicht mehr.

Zu lieben ist immer ein Wagnis, weil du dann nicht mehr nach den oberflächlichen Spielregeln der Gesellschaft lebst. Du fällst auf.
Weil du liebst, werden viele dich unrealistisch finden. Es kann sein, dass sie dich belächeln und dir sagen, dass deine Sicht von der Welt nicht zu verwirklichen sei.
Wirst du dich abbringen lassen von deiner Überzeugung und deinem Vorhaben? Wird dir dein Einsatz lächerlich erscheinen? Wirst du dich deiner Liebe schämen?

Was wir  lieben, wird verandelt. Aus dem Frosch wird ein Prinz, aus dem Unscheinbaren wird etwas Wichtiges. Aus dem Aufgegebenen ensteht ein neues Leben. Aber am meisten verwandeln wir uns selbst, wenn wir lieben.
Nach U. Schaffer "...weil du liebst"
Verlag Ernst Kaufmann



Der Mensch lebt nicht nur von der Liebe,
die ihm gegeben wird,
sondern von der Liebe,
die er gibt.

Dostojewski


Der Weg des Herzens
Niemand hat Zugang zum Geheimnis des Menschen,   nur das Herz.
Es gibt nur einen Weg zum Mitmenschen,   den Weg des Herzens.
Alle anderen Wege sind Umwege.

Was nicht aus dem Herzen kommt,   wird ein anderes Herz nicht erreichen.
Mehr als mit dem Verstand   denkst du mit dem Herzen.
Du siehst die Menschen   und die Dinge mit dem Herzen.
Dein Verhältnis zu deiner Umgebung:  es liegt an deinem Herzen.
Was dein Herz mag, dafür setzt du dich ein.
Ideen, Weltanschauung, Politik, Kultur:
Dein Herz wählt, wofür du kämpfst.
Das Herz macht den Verstand hell,   oder es macht ihn finster.
Das richtige Maß des Hezens heißt: LIEBE.



... weil du echt sein willst

Du wirst heimgesucht von dem Wunsch, echt zu sein, dich nicht mehr künstlich zu verhalten, nicht mehr an deine Wirkung zu denken. Du willst dich nicht mehr, versteckst aus Angst, nicht verstanden zu werden oder zu verletzen. Du willst nicht mehr Worte sagen, die du nicht meinst, und nicht mehr ein Gesicht anlegen, das dich verkrampft. Du willst nicht mehr die Verkleidungen, die Masken und das Schauspiel. Du willst du selbst sein, ganz entspannt, ein Mensch unter Menschen. Und du fragst dich, ob für dich Platz ist in der Welt, für dich, so wie du bist.


Gerade weil du echt sein willst, entdeckst du ungeahnte Seiten an dir. Da gibt es still Leuchtendes, das nur dem Bedächtigen sichtbar wird. Auch Dunkles ist da. Du bist vielschichtiger, erstaunlich anders und viel mehr, als du dachtest. Nur wenn du echt bist, hast du letztlich Frieden mit dir selbst.

Weil du echt sein willst, brauchst du Zeit und Stille für dich. Echtheit entsteht nicht im Hasten und Jagen. Du brauchst Stunden des Fragens und Suchens: Was willst du und was nicht? Du brauchst Stille, um deine tiefen Wünsche wahrzunehmen und ihnen nachzugehen.

Weil du echt sein willst, wirft man dir vor, dass du nur an dich selbst denkst und man begreift dabei nicht, dass wir einander nur in dem Maße verstehen können, wie wir uns selbst verstehen.

Weil du echt sein willst, fällt dir jede Unechtheit stärker auf. Du bist wacher für das Künstliche, für die kleinen Täuschungen. Du durchschaust die leeren Worte, erkennst deine eigene Grimasse und hörst das übertriebene Lachen, hinter dem ein Mensch seine Enttäuschung versteckt. Wenn du dir dann vorstellst, wie es sein könnte, wenn wir alle echt wären und einander in die Augen sehen könnten, dann leidest du daran, dass wir noch so weit entfernt davon sind. Aber ist es nicht ein Ziel, für das es sich zu leben lohnt?

Wenn du echt sein willst, musst du lernen, „Nein“ zu sagen zu dem, was dich erstickt. Dann wirst du zu dem finden, was dir entspricht, und darin aufblühen.

Weil du echt bist, wirkst du anziehend. Mit dir weiß man, woran man ist. Was du sagst, meinst du. Was du glaubst, lebst du. Wenn du schweigst, ist es kein Trick, mit dem du etwas erreichen willst.

Du wirkst befreiend.


Nach U. Schaffer „…weil du echt sein willst“

Verlag Ernst Kaufmann



Dein Leben wartet auf dich,
es will von DIR gelebt werden.


Wenn du echt sein willst

brauchst du Zeit für dich.
Echtheit entsteht nicht
im Hasten und Jagen.

Wenn du echt sein willst
brauchst du Stunden der Selbstprüfung,
des Fragens und Suchens:
was willst du und was nicht?
Du hast Tage nötig,
die nur dir gehören!



...weil du dein Leben entscheidest

Du, nicht irgendeine unfassbare Kraft, entscheidest über dein Schicksal. Du bestimmst viel von dem, was dir geschieht und du hast die Wahl, wie du etwas sehen willst. Du trägst die Verantwortung für dein Glück und es hilft dir nicht weiter, andere für dein Unglück zu beschuldigen.
Du bist umgeben von Institutionen und Systemen, die alle zu wissen meinen, was du brauchst. Sie machen dir Angebote und betonen, wie gut es wäre, wenn du ihnen glauben würdest. Werbung verheißt dir das wahre Glück und Wissenschaftler verbessern deine Lebensqualität, ... Für jedes Problem gibt es Techniker und Ärzte, Politiker und Weltverbesserer, die behaupten, sie hätten dein Glück im Sinn.

Es ist wichtig, dass du etwas willst, dass du etwas mit deinem ganzen Herzen glaubst, dass du wählst, wie du leben willst, und dass du deine innere Stimme hörst und ihr traust.
Du gehörst dir. Dir gehört deine Zeit. Du verfügst über deine Begabungen. Du kannst bewusst mit dem umgehen, was du besitzt oder du kannst dir dein Leben durch die Hände rinnen lassen. Es ist deine Entscheidung.
Entscheiden heißt wach werden, und wach werden heißt entscheiden.
Sei du da, wo du bist. Jeder Tag ist einmalig, und jeder Begebenheit ist etwas abzugewinnen. Schaffe dir ein Heim in dir selbst, sodass du gern bei dir bist und dich mit dir selbst wohl fühlst.

Dir fehlt es an Selbstvertrauen, weil du dich immer vergleichst. Du hoffst, dass du so wirkst wie sie, so überzeugend und beeindruckend. Damit bist du nicht mehr du und lässt die anderen deine Werte bestimmen. Du folgst Meinungen, die nicht deine sind. Du lässt Bevormunder für dich entscheiden und Schwätzer für dich reden, du lässt andere über dich bestimmen, als wäre dein Leben nicht dein Leben. Wenn du nicht aufpasst, wirst du bald nicht mehr wissen, wer du wirklich bist. Du musst dich daran erinnern, dass du einmalig bist, und zurückkommen zu dir.
Mit jeder Entscheidung kommt Verantwortung. Weil wir die Verantwortung fürchten, fliehen wir vor Entscheidungen. Jede Entscheidung, die wir treffen, verhilft unserer Persönlichkeit, ein Stück zu wachsen. Auch wenn wir Fehler machen, reifen wir an unserer Entschiedenheit.
Du hast deine eigene Sicht der Welt. Nimmst du sie ernst? Du hast Vorstellungen und Träume. Was tust du, um sie dir zu erfüllen?
Du entscheidest auch, wer du in Zukunft sein wirst. Dazu musst du auf dich achten, musst dich suchen. Nimm dir Zeit dafür! Wenn du nur jagst, überhörst du dich.
Fass Mut und nimm dich ernst. Je mehr du dich kennen lernst, desto klarer wird dir, was du willst.
Wenn du nicht bei dir bist und dich für dich entscheidest, werden andere nicht erfahren können, wer du bist. Sie werden annehmen, dass ihre Meinung auch deine sei, weil du deine nicht sagst. Sie werden von dir erwarten, dass du mitmachst, mitlachst, mitwählst. Sie werden mit dir so umgehen, wie du selbst mit dir umgehst. Aber wenn du dich wertschätzt, wenn du dein Innenleben ernst nimmst, wenn du auf dich hörst und nicht alles mit dir machen lässt, dann werden andere lernen, dich zu achten, zu ehren und zu lieben. Es beginnt bei dir.

Nach U. Schaffer   „...weil du dein Leben entscheidest"  
Verlag Ernst Kaufmann


Die Freiheit besteht darin,
dass man alles tun kann,
was einem anderen nicht schadet.
Matthias Claudius


Ich habe die Wahl


Ich habe die Wahl - zu tun oder zu lassen...
Ich habe die Wahl - meine Vorhaben zu schaffen...
Ich habe die Wahl - "ja" oder "nein" zu sagen...
Ich habe die Wahl - dem Leben zu danken für seine Gaben...
Ich habe die Wahl - vorwärtz oder rückwärtz zu gehen...
Ich habe die Wahl - mich so, wie ich bin, zu sehen...
Ich habe die Wahl - zu sein, wie ich mich fühl'...
Ich habe die Wahl - zu tun, was ich will...
Ich habe die Wahl - nach den Sternen zu greifen...
Ich habe die Wahl - an meinen Erfahrungen zu reifen...
Ich habe die Wahl - mich dafür oder dagegen zu entscheiden...
Ich habe die Wahl - zu gehen oder zu bleiben...
Ich habe die Wahl - zu konfrontieren oder zu vermeiden...
Ich habe die Wahl - mich selbst zu leiden...
Ich habe die Wahl...



…weil du dunkle Momente kennst

Wenn Dinge und Handlungen sinnlos werden, wenn du vieles ohne Überzeugung tust, wenn du allein im Nebel bist, dann hast du das Gefühl zu verdursten, zu ertrinken, zu ersticken, verloren zu gehen. Auch diese Wirklichkeit gilt es auszuhalten. In dieser Dunkelheit gehen wir in die Tiefe und erfahren mehr von uns.
Dunkle Momente in der Liebe
Du meinst nicht mehr lieben zu können, weil das Gefühl, dem du so vertraut hast, dich verlassen hat. Du fühlst dich verloren. Du denkst aggressiv. Die Dunkelheit kann auch ein großer Lehrer sein. Wir können nicht mehr sehen, werden aber geöffnet für neue Einsichten.
Du bist verletzt worden
Ein Mensch hat dir eine Wunde zugefügt. Das Beschönigen hilft nichts, auch nicht das Erklären und Entschuldigen. Der Schmerz bleibt Schmerz, und die Enttäuschung ist nicht wegzudenken. Du könntest zurückschlagen. Es wäre verständlich. Aber könnte es sein, dass du ohne Wunde, ohne Bestürzung und ohne Betroffenheit, nichts lernen und unverändert weiterleben würdest?
Dunkle Momente in deinem Selbstwertgefühl
Du findest dich nicht mehr gut, bist enttäuscht von dir. Du könntest dich jetzt aufgeben und gegen dich sein. Du könntest dir Leid tun und jämmerlich werden. Das ist deine Chance, an dir zu arbeiten und tatsächlich etwas an dir zu verändern. Schon deine Entscheidung weiterzukommen trägt Helligkeit in sich.
Die dunklen Momente entscheiden über deinen Charakter. Zünde mit deinem Wesen, mit deinen Gaben, mit deiner Hoffnung und mit deiner Liebe ein Licht in deiner Dunkelheit an.
Da gibt es auch noch die Dunkelheit wegen deiner eigenen Fehler oder die dunklen Momente, wenn du deine Stärke verlierst. Auch wenn du an deine Zukunft denkst, kann es dunkel werden. Vielleicht siehst du blockierte Wege, verschlossene Türen, Unmöglichkeiten.
Aber in den dunklen Momenten gibt es Möglichkeiten, die es sonst nicht gibt. Vielleicht ist das, was wir dunkel nennen, eine Form von Licht, die uns fehlt.
Dunkle Momente in deinem Glauben
Gott ist anders als du dachtest. Wenn du ihn brauchst, scheint er nicht für dich da zu sein. Könnte es nicht an der Zeit sein, deine Kindervorstellungen von Gott aufzugeben und ihn neu zu suchen?
Weil du dunkle Zeiten kennst, ist dir nichts mehr selbstverständlich. Jeder Moment ist kostbar und jedes Glück ein Stück Himmel. Es ist das Wissen, dass das Leben aus Hell und Dunkel besteht, aus Oben und Unten, aus Jetzt und Ewig, aus allein und zu zweit, aus Innen und Außen. Diese Gegensätze gehören zusammen und eins ist nur die Rückseite des anderen. Sie bilden den Rhythmus, in dem sich alles entfaltet.
Nach U. Schaffer   „…weil du dunkle Momente kennst"
Verlag Ernst Kaufmann
Wende dein Gesicht der Sonne zu,
dann fallen die Schatten hinter dich
.
                                                             (aus Afrika)

Besinnung
 
   Sag nicht Nein
zu den Ereignissen,
die deine Pläne durchkreuzen;
die deine ursprünglichen Träume
wie Seifenblasen zerplatzen lassen;
die deinem Lebensweg
eine ungeahnte Richtung geben.
vielleicht sind diese
überraschenden Wendungen
nicht so zufällig, wie du denkst.

Vielleicht ist da einer,
der mit dir etwas vorhat,
was du dir vorher
nicht hättest vorstellen können.
 
Wage das Neue,
sei experimentierfreudig,
lass dich auf das Wagnis ein
und gestehe Gott die Freiheit zu,
dein Leben zu durchkreuzen.
 
Er meint es gut mit dir!
(aus: Bruno Griemens, Online to heaven. Gebete für Jugendliche, Butzon & Bercker 2004, S. 23)


 
weil du dazugehörst



Hörst du manchmal die heimliche Stimme, die dir einflüstert, dass du nicht dazugehörst, die versucht, dich abzusondern, die dein Anderssein betont? Jeder hört sie in sich.
Vielleicht scheint dir deine Rolle in deiner Umgebung sehr klein oder aber so groß und wichtig, dass sie dir Angst macht.
Trotzdem gibt es nichts Wichtigeres für dich, als den Platz einzunehmen, den du hast. Denn du gehörst dazu: zu deiner Familie, zu deiner Glaubensgemeinschaft, zu deinem Land, zu deinem Wohnort.
Auch da, wo du dich als Außenseiter fühlst, gehörst du dazu, weil du aus dem Abstand die Dinge anders siehst, und darin liegt dein Beitrag. Ohne dich würde etwas fehlen.
Du gehörst dazu, auch wenn du das nicht immer meinst. Du selbst bist dein Geschenk an die Welt. Und das begreifst du, wenn du erkannt hast, wie einmalig du bist. Dann lernst du dich selbst besser verstehen und fängst an zu spüren, wie sehr du zu den anderen gehörst.
Du gehörst zum Beispiel dazu, wenn es um die Rettung des Planeten geht. Du bist entweder Teil des Problems oder Teil der Lösung - du kannst dich nicht ausschließen. Auch du bist beteiligt an der Zerstörung und der Erhaltung. Ob du Einfluss hast oder nicht, ob du informiert bist oder nicht, ob jung oder alt, du gehörst dazu und auf dein Leben kommt es an. Und darum geht dich auch das Leiden deiner Mitgeschöpfe an, die Ausbeutung, die Sinnlosigkeit, die Verschwendung, das Leben auf Kosten der Armen, die zerbrochenen Beziehungen, die Lustlosigkeit.
Zur Zusammengehörigkeit gehört auch die Herausforderung, dass du von dir selbst verlangst, kreativer und aufmerksamer zu leben, solidarischer zu handeln. Was du tust, hat Auswirkungen auf andere. Fühle dich verantwortlich, denke mit, sei wach und betroffen von den Zuständen der Welt. Schule deine Augen und Ohren.
So wie du dazugehörst, gehören die anderen auch dazu. Schließe nicht aus, sondern beziehe mit ein. Verachte nicht, sondern verstehe.
Begreife, dass du immer auch ein Stück Modell, ein Maß bist für andere: Wie du handelst, werden andere auch handeln. Wenn du liebst, werden andere wagen zu lieben. Wenn du nicht gleichgültig bist, werden andere wachsamer leben. Auch wenn du nicht reden kannst wie manche, wenn du zurückhaltender bist oder schüchtern, auch dann bist du ein wertvoller Teil des Ganzen.
Nicht nur gehörst du zur Welt, sondern die Welt gehört ebenfalls zu dir.  In dir trägst du alles, was dir begegnet ist, was du gesehen und gehört hast. Die Menschen, die Landschaften, die Dinge ... liefern dir Bilder, sie sind ein Teil deiner Träume, sie haben dich geprägt.
Nichts geht spurlos an dir vorbei. Du bist untrennbar mit dem Leben verwoben.
Weil jeder von uns anders ist, anders glaubt, anders liebt, anders hofft, anders Angst hat, genau darum gehören wir zueinander. Aus deiner und meiner Andersartigkeit entsteht das bunte Mosaik der Menschheit und der Erde. Durch das, was wir nicht verstehen, wird die Welt für uns zum Abenteuer. Wir können Neues lernen. Das, was uns trennt, kann uns faszinieren, und das, was uns aufregt, kann uns auch anregen.
Eine jede und ein jeder von uns hat eine eigene Mitte und ist doch auch verbunden mit allen anderen. Vielleicht gelingt es uns, uns selbst treu zu bleiben und doch zueinander zu finden. Wir werden lernen, einzeln und zusammen, erfüllt zu leben.
U. Schaffer
 „…weil du dazugehörst",
Verlag Ernst Kaufmann


Man soll nie zuschauen, man soll Zeuge sein und mit tun und Verantwortung tragen.
Antoine de Saint-Exupéry





Mit anderen leben

Leben ist leben mit anderen!
Leben mit anderen heißt:
Mit ihnen teile ich,
ich nehme sie an,
ich erkenne sie an,
ich liebe sie.

Ich kann mich nur entfalten durch sie,
die anderen.
Ich brauche sie nicht nur,
weil sie so viel für mich bedeuten.
Ich brauche sie auch,
weil ich so viel für sie tun kann.

Ich habe Augen, um die anderen zu entdecken;
Ohren, um sie zu hören;
Füße, um zu ihnen zu gehen;
Hände, um sie ihnen zu geben,
und ein Herz, um sie zu lieben.



„Fürchte dich nicht, ich habe dich beim Namen gerufen…

Diesen Satz, der den Menschen Mut macht, können wir im Hebräischen Testament, also in der Jüdischen Bibel nach-lesen (Jes 43,1).

 

Der Prophet vertraut in einen Gott, der es gut mit ihm meint. Denn dieser Gott ist ja auch der Schöpfer der Menschheit, und darum sind alle tief im Innersten fest mit ihm verbunden.
Was hier gesagt wird, gehört zur Grundbotschaft der Bibel:
Gott ist uns zugewandt, ihm geht es um unser Heil. Er will das Beste für uns. Von diesem Gott sagt die Bibel eben auch, dass er uns ruft, ganz persönlich, „beim Namen“. Ein jeder ist von ihm gerufen.

„Der Name ist Schall und Rauch“, sagt eine Redensart. „Unser Name ist nichts Besonderes, beinhaltet nichts Persönliches.“ „Der Name ist reine Bezeichnung so wie Tisch, Apfel, Birne, Hammer, Schrank…“
Mein Innerstes wehrt sich gegen diese Aussagen. Ich will mehr!!
Jeder hat das Bedürfnis, mehr zu sein als ein zufälliges Rädchen in einem unüberschaubaren Getriebe; er will als unverwechselbare Person ernst genommen werden.

Wie oft erfahren ich, dass es für mich wichtig ist, beim Vor-Namen angesprochen zu werden.
Es freut mich, wenn sich Erwachsene oder ehemalige Lehrer an meinen Namen erinnern.

Ich glaube, dass wir uns alle in einem Punkt einig sind: Mein Vorname hat eine große Bedeutung.
Gerade in einer Zeit, wo junge Leute sich vorrangig nur mit ihrem Nach-Namen oder auch Spitz-Namen rufen, ist es für uns wichtig geworden, die Bedeutung des Vornamens zu erwähnen, die Einmaligkeit eines jeden in den Mittelpunkt zu stellen…

Wenn wir jetzt den religiösen Aspekt erwähnen, dann bekommt unser Vorname, unsere Persönlichkeit eine noch tiefere Dimension.

„Du hast mich beim Namen gerufen“.
Hier ruft jemand! Gott selbst ist es, der ruft!
Der Name Gottes, Gott selbst, ist tief verbunden mit unserem Herzen, mit unserem tiefsten Kern. Er ist unser Ursprung und unser Ziel. Für mich persönlich eine unglaubliche Geste, dass sich Gott, so wie es im Hebräischen Testament berichtet wird, mit seinem Namen, JAHWE, dem Mose vorgestellt hat.
Jahwe bedeutet: „Ich bin“, „Ich bin, der ich bin“, „Ich bin für euch da!“, „Ich werde für euch da sein!“. Hier wird klar, dass es eine enge Verbindung zwischen uns und Gott gibt.

Dass Gott zu uns spricht, ist eine tiefe Überzeugung des jüdischen und christlichen Glaubens. Schon auf der ersten Seite der Bibel, die von der Erschaffung der Welt erzählt, heißt es: „Gott sprach: Es werde Licht.“ (Gen1,3)
Der Evangelist Johannes knüpft später an diesen Aspekt an und beginnt sein Evangelium mit dem Satz: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ (Joh 1,1)
Abraham vernimmt die Stimme Gottes und macht sich auf den Weg. (Gen 12,1-9)
Mose wird von Gott aus dem brennenden Dornbusch ange-sprochen. (Ex 3,1-4,17)
Elija hört die Stimme Gottes im Säuseln des Windes. (1 Kön 19,12)
So viele Beispiele gibt es im Ersten Testament und auch im Zweiten Testament, und Gott spricht weiter zu uns Menschen. Das Wort, das von Gott kommt und das Gott ist, wartet auf eine Antwort.

Liebe gibt Namen

Liebe gibt Namen.
Das gilt für den Anfang unseres Lebens,
wenn Eltern in der Freude auf ihr Kind
uns einen Vor-Namen schenken.

Liebe gibt Namen,
wenn wir in der Taufe den Namen des
menschenfreundlichen Gottes
unter uns erhalten,
wenn wir Christ uns nennen dürfen.

Liebe gibt Namen,
wenn wir in den Schriften unseres Glaubens
das herrliche Wort Gottes
an einen jeden persönlich von uns finden:
Mit einem Namen habe ich dich gerufen,
mein bist du.

Liebe gibt Namen,
wenn Verliebte im Überschwang ihres Herzens
lauter neue Namen erfinden
und sich oft ganz ungewohnte Namen
der persönlichen Zu-neigung schenken.

Liebe gibt Namen.
Deutlich wird das auch in scheuß-lichen Systemen unserer Welt.
Wenn Menschen in große Lager gepfercht werden
und ihnen die Freiheit geraubt wird, nimmt man ihnen zuerst ihren Namen
und teilt ihnen eine Nummer zu.
Das Einmalige und Persönliche
wird ausgelöscht.

Liebe gibt Namen.
Als Maria aus Magdala am Ostermorgen
das leere Grab sah
und dann den vermeintlichen Gärtner ansprach,
erkannte sie überhaupt nichts,
nicht einmal Jesus.
Als aber der Auferstandene
sie ganz persönlich
mit ihrem Namen grüßt,
weiß sie alles
und ist für immer ins Osterlicht gerufen.
Der Name war ihr Schlüssel.
So hat jeder
einen Namen der Liebe,
einen Übernamen der Zuneigung.

Liebe gibt Namen.
Freut euch darüber, dass eure Namen
im Himmel verzeichnet sind.
So steht es im Lukasevangelium.
Der Name der Liebe und die Namen der
herzlichen Zuneigung gelten auch
für das Leben der Ewigkeit.   

Pater Hans Wallhof


Die Namensgabe bedeutet Aufgabe und Chance zugleich. Sie zu verwirklichen, ist der Weg eines ganzen Lebens:
Welchen Sinn hat mein Leben?
Was soll ich mit meinem Leben anfangen?

Mein Name und ich sind untrennbar. Dies wird zum Beispiel deutlich in der Aussage: „Dafür stehe ich; ich bürge mit meinem Namen“. Nicht von ungefähr legen wir deshalb in Begegnungen und im Zusammenleben auch Wert auf unseren Namen. Wenn ich meinen Namen höre, wenn ich mit meinem Namen gerufen werde, dann bin ich gemeint. Niemand sonst.



Weil du bei deinem Namen gerufen wirst, bist du herausgefordert:
* einmalig zu sein
* zu lieben
* echt zu sein
* dein Leben zu entscheiden
* deine dunklen Momente zu leben
* dazuzugehören.



Zur Einstimmung auf das Jahresthema einige Impulse aus der Messfeier zum Jahresbeginn:


Gott, ich frage mich: Kennst du mich? Und wenn du mich beim Namen nennst, bin ich dann gemeint? Gott, so oft befallen mich Zweifel an dir und daran, dass du mich meinst, dass du es gut mit mir meinst.
Du aber sprichst immer wieder mit mir:
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich beim Namen gerufen.

Herr es gibt Momente in meinem Leben, da kenne ich mich selber nicht mehr, da geht die Wut mit mir durch. Oder aber ich gebe vor, jemand zu sein, der ich gar nicht bin. Ich stehe nicht zu mir und meinem Namen.
Du aber sprichst immer wieder mit mir:
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich beim Namen gerufen.

Gott, manchmal weiß ich nicht, wohin ich gehöre. Plötzlich ist die Geborgenheit der Familie nicht mehr zu spüren, das Klima in der Schule oder in der Clique ist vergiftet, weil wir einander nicht beim Namen gerufen haben. Verletzt haben wir einander, indem wir uns „Spitznamen“, beleidigende Namen zugerufen haben.
Du aber sprichst immer wieder mit mir:
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich beim Namen gerufen.

Namenstag (Elmar Gruber)

Gerufen sein
Mein Name,-
das bin ich.

Wer mich beim Namen ruft,
meint mich,-
mich, wie ich bin.

Wenn du meinen Namen rufst,
rufst du mich.
Ich bin auf-gerufen.
Wenn du mich rufst,
bin ich ganz „außer mir“
und ganz bei dir.
Wir sind eins,
wenn mein Name tönt
in deiner Stimme.

Der Name,
in dem du mich an-gehst
kommt nicht von mir.
Du hast ihn mir gegeben;
mein Name
kommt von deinem Namen,
der über alle Namen ist.

Lass mich meinen Namen hören,
damit ich mir nicht selbst
einen Namen machen möchte,
den niemand rufen kann.

Nur du,
du kennst meinen Namen.
Du weißt um mich
und kennst mich besser
als ich mich selbst.

Ich fürchte mich nicht mehr,
denn du hast mich gerufen
bei meinem Namen,
bei deinem Namen.

Gebet

Gute Gott, du rufst uns bei unserem Namen. Du kennst uns alle, wir sind die wichtig. In vielen Erzählungen der Bibel wirst  uns bezeugt, dass dir das Leben der Menschen wichtig ist und dass du immer wieder bemüht bist, die Menschen zur Gemeinschaft mit die und zur Gemeinschaft untereinander zu führen. Hilf auch uns, immer mehr darauf zu vertrauen. Und hilf uns, ehrlich, echt und respektvoll miteinander umzugehen. Hilf uns, einander beim Namen zu rufen und nicht zu verletzen und zu beleidigen.
Amen.