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Gudrun Pausewang besucht unsere Schule

Durch die Organisation der „Leonardo Mediothek“ und den Einsatz des Fördervereins war es für unsere Schule möglich, dass am 19. und 20. Mai die berühmte Schriftstellerin Gudrun Pausewang unsere Schule besuchte.



Bericht der 2.A1, 2.A4 und 2.A5



Im April dieses Jahres erlebten die Schüler der 2.A1, 2.A4 und 2.A5 wohl das Highlight des diesjährigen Deutschunterrichtes: Gudrun Pausewang, Autorin zahlreicher bekannter Jugendbücher wie „Die Wolke“, „Die letzten Kinder von Schewenborn“, „die Meute“, usw. besuchte die Schule.

Auch wir hatten  im Vorfeld dieser Lesung ein Buch von Gudrun Pausewang zusammen gelesen und uns intensiv auf dieses Event vorbereitet. Unser Buch hieß „Ich war dabei“, und erzählte etwa zwanzig Kurzgeschichten zum Aufkommen des Nationalsozialismus und den Kriegshandlungen in Deutschland der 30er- und 40er Jahre.

In „Ich war dabei“ gab es drei Themenschwerpunkte, die dann jeweils eine Klasse genauer unter die Lupe nahm: Erinnern an die Ereignisse oder Vergessen davon (2.A1), Ausgrenzung und Feindbilder (2.A5) sowie Zivilcourage (2.A4). Alle Klassen erstellten dann in Gruppenarbeit Plakate zu ihren Themen, spielten kurze Szenen ein, schrieben Gedichte zum Thema, intervieweten ihre Großeltern, recherchierten in der Mediothek und bereiteten ein Interview mit Frau Pausewang vor.

Am 19. April um 13.30 Uhr war es dann soweit. Wir fanden uns in er Mediothek ein, wo Frau Pausewang schon am Lesepult saß. Um die Autorin besser kennenzulernen, stellten einige Schüler der 2.A5 ihr einige Fragen zu ihrem Leben und Werk, die die inzwischen 81-Jährige recht ausführlich beantwortete und damit schon viele andere Themenbereiche Anschnitt. So erfuhren wir allerlei Interessantes aus ihrem bewegten Leben, mussten allerdings leider einige unserer Präsentationen aus Zeitgründen streichen. Als nächstes waren die Schüler der 2.A4 und 2.A1 an der Reihe. Sie führten ihre Plakate vor und berichteten von den Erfahrungen ihrer Großeltern und trugen ihre eigenen Gedichte vor, was auch bei Gudrun Pausewang auf viel Beachtung und Lob stieß. Zu guter Letzt las die Autorin dann noch einige Seiten aus einem aktuellen Werk ,“Die Meute“. Gebannt lauschten die Schüler ihren Worten, auch wenn die Konzentration nach zwei Stunden intensiven Zuhörens vielleicht nicht mehr ganz so hoch war wie zu Beginn. Pünktlich um 15.00 Uhr war der offizielle Teil der Lesung beendet und es blieben noch etwa zehn Minuten, um sein Buch mit einer Unterschrift der sympathischen und durchaus noch rüstigen alten Dame versehen zu lassen.

Insgesamt fand diese Lesung also viel Zuspruch und es ist sicherlich ein hilfreiches Instrument, um bei Kindern und Jugendlichen die Lust am Lesen (neu) zu entfachen.


Bericht der 2. B-Klassen

Eine Oma zum Anfassen

Während des ganzen Schuljahres lasen wir ein Buch der bekannten deutschen Autorin Gudrun Pausewang. „Die Meuet“ ist die Geschichte von Paul, de einige Wochen seiner Sommerferien auf dem Lande bei seinem Opa und seiner Oma verbringen soll. Das Verhältnis zwischen seine allein erziehenden Mutter und ihren Eltern ist gestört, da Opa, laut Pauls Mutter, rassistische Gedanken besitzt. Paul soll gemäß seiner Mutter seine eigenen Erfahrungen mit dem ihm lieb gewonnen Opa sammeln. Bei seinen Großeltern angekommen übernimmt der Opa, Rudolph Scheffler, sogleich die Rolle des fehlenden Vaters, unternimmt Ausflüge und geht regelmäßig mit ihm zum Schwimmen. Auch erzählt Opa Paul von seinem Vorhaben eine Jugendgruppe zu gründen, die dann in seiner alten Schmiede eine Bleibe finden soll. Opa stellt seinem Enkel die Mitglieder vor und überredet ihn „mitzumachen“. Schnell wird klar, dass nationalsozialistische Gedanken wie Ausländerhass, Deutschtum und dergleichen verbreitet und von der Gruppe auch gelebt wird. Als Anführer der „Meute“ hat Opa, Ulrich, einen 18jährigen „Leithammel“ auserkoren. Die gesamte Situation eskaliert, als Joshua, der farbige Freund der Dorfschullehrer bei dem Sonnenwendfeuer von der Meute brutal niedergeschlagen wird. Paul distanziert sich von dieser Tat und zeigt die Mitschüler bei der Polizei an. Opa wird verhaftet und die Jugendlichen kommen vor den Jugendrichter. Die Großeltern verlieren daraufhin ihr ansehen im Dorf und Pauls Mutter ist stolz, dass sich ihr Sohn aus eigener Kraft aus den Fängen der „Nationalsozialisten“ befreien konnte.

Bei ihrer Lesung beschrieb Gudrun Pausewang ihre eigene Jugend im Naziregime Hitlers. Durch die verschiedenen Jugendorganisationen wie den Bund deutscher Mädchen und der Hitlerjugend wurden die Kinder ihrer eigenen Gedanken beraubt; „Alles wurde auf den Führer abgestimmt – ja sogar das eigene Leben. Wir mussten Lieder singen, in denen der eigenen Tod für das Vaterland verherrlicht wurde. Das war wie eine Gehirnwäsche“, so Gudrun Pausewang,die mittlerweile 82 Jahre alt ist und regelmäßig die Jugend vor rechtsradikalen Gedanken warnt.

Unsere Klassen haben diesen Besuch von Gudrun Pausewang gut vorbereitet. So wurde die Mediothek in eine „alte Schmiede“, einem Szenebild der „Meute“ umgebaut. Wir haben anhand einer Projektion das Leben der Autorin dargestellt und einige Rollenspiele im Zusammenhang mit unsere eigenen Schulordnung dargeboten. Auch stellten wir einen ganzen Fragekatalog zusammen, dessen Fragen wir dann der Autorin in Form eines Interviews stellten. Die Autorin beantwortete diese -oftmals sehr persönliche- Fragen zu unsere vollsten Zufriedenheit.

Es war für uns alle eine tolle Erfahrung, eine berühmte Autorin, deren Bücher wir im Unterricht lesen oder aber in der Verfilmung in den Kinos oder im Fernsehen sehen, live zu erleben.




Biografie

Gudrun Pausewang wurde am 3. März 1928 in dem ostböhmischen Ort Wichstadtl geboren. Sie wuchs mit fünf jüngeren Geschwistern auf. Ihr Vater, ein sudetendeutscher Diplomlandwirt, fiel im Zweiten Weltkrieg. Seine Witwe floh mit den Kindern nach Westdeutschland.

Nach dem Abitur 1948 in Wiesbaden studierte Gudrun Pausewang am Pädagogischen Institut in Weilburg und unterrichtete dann an Volksschulen in der Bundesrepublik, bis sie Anfang 1956 im Auftrag des Auswärtigen Amts nach Chile reiste und in Temuco Lehrerin an einer deutschen Schule wurde. 1961 wechselte sie an eine deutsche Schule in der venezolanischen Stadt Maracaibo. Zwei Jahre später kehrte Gudrun Pausewang nach Deutschland zurück, aber 1968 ging sie mit ihrem Ehemann Hermann Wilcke für weitere fünf Jahre nach Südamerika, diesmal nach Kolumbien. Dort gebar sie 1970 einen Sohn. Von 1972 bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1989 war sie als Lehrerin in Schlitz bei Fulda tätig.

1958 veröffentlichte Gudrun Pausewang ihren ersten Roman: "Rio Amargo". Sie schrieb zunächst für Erwachsene, aber seit der Geburt ihres Sohnes auch für Kinder und Jugendliche. Im Lauf der Jahre erschienen über fünfundachtzig Bücher von ihr. Zu ihren erfolgreichsten Romanen zählen: "Auf einem langen Weg" (1978), "Die Not der Familie Caldera" (1979), "Der Streik der Dienstmädchen" (1979), "Ich habe Hunger – ich habe Durst" (1981), "Frieden kommt nicht von allein" (1982), "Die letzten Kinder von Schewenborn" (1983) und "Die Wolke" (1987).

1999 wurde Gudrun Pausewang mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

(Biografie von Dieter Wunderlich)